Am Sonntag wird im
niederländischen Tegelen bei Venlo eine Ordensfrau aus dem Bistum Münster selig gesprochen:
Die aus Issum am Niederrhein stammende Mitgründerin der Steyler-Missionarinnen, Hendrina
Stenmanns (1852 – 1903), die in ihrer Gemeinschaft „Mutter Josefa“ genannt wurde.
Sie war erst 51 Jahre alt, als sie an einem Asthmaanfall starb. Doch hatte diese unauffällige,
lebensfrohe Frau in ihrem kurzen Leben viele Menschen berührt und entscheidend zur
Gründung der Steyler Missionarinnen im Jahr 1889 beigetragen, sagt die deutsche Provinzoberin
Sr. Miriam Altenhofen SSpS.
„Mutter Josefa war eine sehr einfache Frau vom
Niederrhein. Sie ist nicht aufgefallen durch besondere Fähigkeiten. Gerade diese Einfachheit
ist ihr Typisches. Sie hat sich in der Jugend sehr eingesetzt für ihre Familie und
auch im eigenen Dorf. Sie war so etwas wie die „lebende Sozialstation des Dorfes“
und hat Alte und Kranke besucht und angepackt, wo Not war. Und diese Einfachheit hat
sie mit nach Steyl gebracht, wo sie prägend geworden ist für unsere Gemeinschaft.
Sie ist das Grundgestein unserer Gemeinschaft, die Säule, auf der wir stehen, und
prägt auch diese Ursprungsidee: Sich tief in Gott verwurzeln, tief mit Gott verbunden
sein und aus dieser Haltung auch einsetzen für die Menschen. Das hat sie gelebt auf
eine ganz einfache und ganz praktische Weise.“
1884 bat die damals 31-jährige
Hendrina Stenmanns um Aufnahme ins Kloster Steyl in Tegelen, obwohl es sich zu dieser
Zeit um einen reinen Männerorden handelte. Sie fing als Küchenmagd im Missionshaus
der Steyler Missionare an. Doch Stenmanns hoffte, dass der Gründer Arnold Janssen
in absehbarer Zeit auch einen Frauenorden gründen würde. Nach fünf Jahren ging der
Wunsch in Erfüllung, und gemeinsam mit ihm und ihrer Kollegin Helena Stollenwerk rief
sie den Frauenzweig des Ordens, die Steyler Missionarinnen, ins Leben. 1892, mit 39
Jahren, wurde aus Hendrina Stenmanns „Schwester Josefa“. Bis heute inspiriert Geist
und Leben der neuen Seligen die inzwischen weltweit 3.500 Schwestern.
„Gerade
in diesem Einfachen, Alltäglichen können sich Menschen auch wiederfinden. Ich muss
also nicht besondere Fähigkeiten und Talente haben, und ich muss nicht Bücher schreiben
oder irgend etwas Besonderes leisten, sondern gerade auch im Alltag kann ich mich
öffnen für Gott und kann Gott auch wirken lassen. Und das hat Mutter Josefa getan.
Da wird für uns deutlich, was passiert, wenn ein Mensch in aller Einfachheit und Schlichtheit
sich bereit hält für Gott und mit Gott zusammenwirkt: Heute ist aus diesem kleinen
Samenkorn des Anfangs eine weltweite Gemeinschaft entstanden, und das ist auch das
Großartige an dieser Frau.“
Das Verfahren für Stenmanns war 1951 eingeleitet
worden. 2007 erkannte die Heiligsprechungs-Kongregation im Vatikan ein Wunder auf
Fürsprache von Stenmanns an. Sr. Miriam verrät, was das für ein Wunder war.
„Das
war ein junger Brasilianer, der an einer Blinddarmentzündung akut erkrankt war. Die
Ärzte hatten ihn schon aufgegeben, es waren kaum medizinische Möglichkeiten vorhanden,
er kam von einem kleinen Ort und lag praktisch im Sterben. Und dann hat eine Krankenschwester,
die Mutter Josefa sehr verehrte, sie um Fürsprache gebeten; und dieser Mann ist dann
zum Erstaunen aller wieder gesund worden. Und das ist anerkannt worden als Wunder.“
Den
feierlichen Akt der Seligsprechung am Sonntag nimmt im Auftrag von Papst Benedikt
XVI. der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal José
Saraiva Martins, vor. Zelebrant der Messfeier ist der Bischof von Roermond, Frans
Wiertz. – Heute sind rund 3.500 Missionsschwestern aus 44 Nationen in 44 Ländern aktiv.
Sie bilden den weiblichen Zweig des von Janssen 1875 ins Leben gerufenen Steyler Missionswerks.
Der Männerorden umfasst 6.000 Brüder und Priester. Darüber hinaus gibt es 400 Steyler
Anbetungsschwestern.