2008-06-26 15:47:14

Simbabwe: Südafrikas Bischöfe klagen an


RealAudioMP3 Die Aktionen von Simbabwes Staatschef Robert Mugabe und seiner „Kriegsmaschinerie“ sind „eine Beleidigung“ vor den Augen Gottes. Das erklärte jetzt die Bischofskonferenz Südafrikas. „Das Leid geht weiter. Wir daher wollen zuallerst die Bevölkerung unserer Solidarität versichern.“ Kardinal Wilfrid Napier ist Sprecher der Bischöfe Südafrikas und unterzeichnete deren dringenden Appell. Das Volk habe ein Recht auf freie und faire Wahlen. Gegenüber Radio Vatikan ergänzte Napier:
„Wir wollen die Südafrikanische Entwicklungsgmeinschaft und die internationale Gemeinschaft dazu drängen, aktiv zu werden, bevor es zu einer umfassenden humanitären Krise in Simbabwe kommt, die ganz Südafrika in Mitleidenschaft ziehen wird.“
Die internationale Gemeinschaft müsse gemeinsam mit der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft für eine Konsensregierung in Simbabwe arbeiten. Andernfalls drohe eine humanitäre Krise, von der die ganze Region betroffen wäre. Für den Rückzug von Oppositionsführer Morgan Tsvangirai vor den Stichwahlen zeigten die Bischöfe Verständnis. Ein Bürgerkrieg wäre die Alternative gewesen. - Der seit 28 Jahren autoritär regierende Robert Mugabe wollte bis zuletzt ungeachtet massiver internationaler Kritik an der Stichwahl am Freitag festhalten. Verhandlungen laufen.
Tsvangirai hatte seinen Rückzug mit der Gefahr für Leib und Leben seiner Anhänger begründet. Die würden von Mugabe-treuen Sicherheitskräften massiv eingeschüchtert. Hein Möllers von der Informationsstelle „Südliches Afrika“ bestätigte im Domradio:
„Er hat ja noch gesagt, er könne es nicht mehr verantworten, dass seine Wähler damit rechnen müssten, wegen ihrer Entscheidung ermordet zu werden. Allein in den letzten sechs Wochen sind mindestens 86 Menschen zum Teil auf bestialische Weise umgebracht, oder gequält und zur Flucht getrieben worden. Es wurden Menschen gezwungen, ganze Eimer Wasser zu trinken und wenn sie nicht mehr konnten, sprangen ihnen Soldaten auf den Bauch, um für den nächsten Eimer Platz zu schaffen. Das ist die Situation in Simbabwe. Tsvangirai selbst hatte sich ja nach den Wahlen in die Nachbarländer abgesetzt und sich erst Ende Mai wieder ins Land getraut, weil er glaubhaft nachweisen konnte, dass gegen ihn ein Mordkomplott geschmiedet werde.“
Die Kritiker im eigenen Land hat Mugabe zum Schweigen gebracht. Einer seiner lautetsten und standhaftesten Gegner – Erzbischof Pius Ncube – trat zurück. Er leistete jahrelang Widerstand. Schließlich wurde ihm ein Prozess wegen angebelichen Ehebruchs angehängt.
Simbabwes Nachbarländer schwiegen lange. Auch die Kirche im einflussreichen Südafrika muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ihre Erklärung käme um Monate zu spät. Kardinal Napier:
„Wir meinen, dass eine schärfere Verurteilung wichtig gewesen wäre, vor allem dessen, was Mugabes Partei getan hat oder – vielleicht noch verwerflicher – die Staatspolizei. Sie sollten die Menschen schützen, nicht die machthabende Partei. Auch wir glauben, dass man schon vor langer Zeit hätte aktiv werden müssen.“
Das gleiche gilt für die Politik. Zögernd kamen Zurechtweisungen in Richtung Simbabwe. Mugabe tat sie ab und verbat sich vor er UNO die Einmischung in nationale Angelegenheiten.
„Die Staaten hatten Angst, dass sie bei zu deutlicher Zurechtweisung selbst in den Fokus geraten würden, und sich Vorwürfe gefallen lassen müssten, die Menschenrechte ebenfalls nicht zu achten. In den letzten Tagen melden sich erstaunlicherweise doch immer mehr südafrikanische Staatschefs zu Wort und klagen an, dass diese intolerierbaren Zustände nicht weitergehen dürften. Das ist ein Zeichen, dass wenigstens der Rückzug Morgan Tsvangirais von den Stichwahlen jetzt einige darauf gebracht hat, dass sie nicht länger die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und so tun können, als sei alles in Ordung, obwohl die Lage schrecklich ist.“
(rv 26.06.2008 bp)







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