Jordanien: Religiöse Menschenrechtsverletzungen nicht dulden
Es ist nicht das Ziel der Kirche, das Zusammenleben in muslimischen Ländern zu stören.
Daran hat der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, an diesem Montag im Internationalen
Studien- und Forschungszentrum „Oasis“ in Amman erinnert. Auch stehe die Kirche nicht
für eine aggressive Politik der Bekehrung, die alles Nichtchristliche und andere Religionen
verteufle. Der Respekt für eine Gemeinschaft dürfe aber nicht so weit gehen, dass
über Menschenrechtsverletzungen hinweggesehen wird. Dies müsse für die muslimische
Seite heute klar sein, so der Kardinal. Bei der Versammlung gab der Philosoph und
Politikwissenschaftler Nikolaus Lobkowicz, der an der Katholischen Universität Eichstätt
lehrt, zu bedenken, dass die Religionsfreiheit zunehmend dem Risiko ausgesetzt sei,
mit anderen Menschenrechten im Widerspruch zu stehen. Explizit nannte Lobkowicz dabei
das Recht auf Gleichberechtigung und den Anti-Diskriminierungs-Passus. Er frage sich
jeden Tag, erklärte der Wissenschaftler herausfordernd, wie lange es noch dauere,
bis die römische Kirche verklagt werde, weil sie keine Frauen und Homosexuelle zum
Priesteramt zulasse. Seiner Meinung nach werde Religionsfreiheit immer nur so lange
als Menschenrecht gesehen, wie die öffentliche Ordnung eines Landes nicht gestört
wird.