2008-06-20 16:51:39

Türkei: Vor dem Paulusjahr - Anerkennung der Kirchen in weiter Ferne


RealAudioMP3 Schon am Samstag wird in der Türkei – genauer gesagt: am Ort der antiken Stadt Tarsus – das Paulusjahr eröffnet. Aus dem Vatikan reist dazu Kurienkardinal Walter Kasper an den Geburtsort des Völkerapostels. Die Türkei erlebt politische Turbulenzen: Im Juli wird mit einem Verbot der Regierungspartei AKP gerechnet, Beobachtern Zufolge wird in einer Art Übergangsregierung die Opposition die Macht im Land übernehmen. Wie weit betreffen diese innenpolitischen Unruhen die christliche Minderheit? Stefan von Kempis hat dazu mit Otmar Oehring gesprochen, Men.schenrechtsexperte des bischöflichen Hilfswerks Missio in Aachen – und Türkei-Kenner, weil in Ankara aufgewachsen.

Es ist davon auszugehen, dass es tatsächlich Gespräche zwischen dem türkischen Staat und der katholischen Kirche geben würde, d.h. zwischen der AKP-Regierung und der türkischen Bischofskonferenz. Das wurde von Ministerpräsident Erdogan versprochen, aber bis heute nicht realisiert. Wenn tatsächlich die AKP-Regierung gestürzt würde, durch ein Verbot der AKP, dann wären diese Planungen und Überlegungen hinfällig. Dann muss man davon ausgehen, dass sich die Situation der Kirche, auch die der römisch-katholischen Kirche, mittelfristig nicht verbessern wird.

Wäre ein Pilgerzentrum in Tarsus – der Geburtsstadt des hl. Paulus - ein Durchbruch im Verhältnis von Staat und Christen in der Türkei?

Es wäre nur ein kleiner Schritt, vorausgesetzt die AKP-Regierung kann weiter an der Macht bleiben. Man würde vielleicht der Türkei sogar helfen, ihr Gesicht zu wahren. Man hilft, eine positive Geste gegenüber der katholischen Kirche zu tun, aber dann ändert sich nichts mehr. Ich denke, dass man weiter darauf hinweisen muss, dass die christlichen Kirchen in der Türkei keinen Rechtsstatus haben. Hätten sie einen, dann könnte sie auch in Tarsus eine Kirche bauen und über sie verfügen.

Wäre eine Übergangsregierung in Ankara besser für die Christen?

Man muss davon ausgehen, dass sich die Beziehungen eher verschlechtern. Sogar dramatisch verschlechtern, weil sich die Republikanische Volkspartei als eine absolut laizistische Partei geriert. Und genau so wie sie gegen den Islam kämpft, um die Fiktion eines laizistischen Staates aufrecht zu halten, muss sie natürlich dann auch gegen alle anderen religiösen Gemeinschaften und Kirchen vorgehen. Das ist uns von Politikern der Republikanischen Volkspartei bei Gesprächen in der Vergangenheit immer wieder so dargestellt worden.

(rv 20.06.2008 sk/bp)







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