2008-06-18 15:08:52

Vatikan: Beratungen über "Krise des Politischen"


RealAudioMP3 Mit der Krise des Politischen will sich der Vatikan beschäftigen. Am Freitag beginnt im Vatikan dazu ein zweitägiger Kongress, an dem etwa sechzig Politiker und Politikwissenschaftler aus der ganzen Welt teilnehmen. Wir haben mit Kardinal Renato Raffaele Martino gesprochen, dem Präsidenten des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, der das Treffen ausrichtet.

„In der Tat kann man sagen, dass die Politiker die ersten sind, die an dieser Krise des Politischen zu leiden haben. Ihre Ursache hat sie, wie der Papst betont hat, in der Krise der „politischen Vernunft“. In der Unfähigkeit also, das Naturrecht als gegeben anzuerkennen. Folglich wird nicht mehr anerkannt, dass es eine allen Menschen gemeinsame Vernunft gibt, zumindest in den großen Wertorientierungen. Deswegen ist es so dringend, von Seiten der Kirche auf die Existenz unverfügbarer Rechte hinzuweisen, die nicht verhandelbar sind, und zwar auch in einer Situation des kulturellen Pluralismus, die ja unsere Zeit kennzeichnet.“

Auch das Thema „Laizität“ steht auf der Agenda, in vielen Ländern ein kontrovers diskutierter Begriff. Der Kongress will eine positive Deutung versuchen.

„Laizität liegt im Prinzip der Autonomie begründet, und die wird wiederum begründet durch die einzige expliziten Äußerung Jesu zu einer sozusagen „politischen und sozialen Theorie“, wenn er nämlich den Streit schlichtet um den Tribut, der dem Kaiser zu zahlen ist. Es geht also darum, ein rechtes Verhältnis zu schaffen zwischen der Sphäre des Glaubens und der Welt, und zwar in der Perspektive, wie sie der Papst in seiner Enzyklika „Deus Caritas est“ angibt. Dort spricht der Papst in Sachen Staat-Kirche-Verhältnis von zwei unterschiedenen Sphären, die aber in gegenseitiger Wechselbeziehung stehen.“

 
Das vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden organisierten Treffen steht unter dem Motto „Politik, anspruchsvolle Form der Nächstenliebe“. Es nehmen u.a. teil der Politikwissenschaftler und Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Andrea Riccardi, der US-Parlamentarier Chris Smith und die Außenministerin des Gabun Laure Olga Gondjout.

(rv 18.06.2008 mc)








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