Der Vatikan will Papst
Pius XII. zu seinem 50. Todestag im bevorstehenden Herbst mit einem Kongress und einer
Ausstellung würdigen. Am 21. Oktober beginnt im so genannten Braccio di Carlomagno
auf dem Petersplatz eine Fotoausstellung über Pius XII., die auch unbekanntere Seiten
des Papstes zeigt. Und vom 6. bis 8. November 2008 findet an der Päpstlichen Universität
Gregoriana und an der Lateran-Universität ein Kongress über das Lehramt des Pacelli-Papstes
statt, der während des II. Weltkrieges und bis 1958 auf dem Stuhl Petri saß. Ziel
der Initiative sei es, Pius „würdig zu gedenken“. Für den Präsidenten des Päpstlichen
Komitees für Geschichtswissenschaft, den deutschen Prälaten Walter Brandmüller, geht
es bei den Veranstaltungen auch darum, den Pacelli-Papst aus historisch-wissenschaftlicher
Sicht ausgewogener darzustellen.
„Die Geschichtswissenschaft beschreibt
und interpretiert die Päpste und das Papsttum im Allgemeinen oft aus einer politischen
Perspektive. Daher möchten wir die wahre Dimension des Petrusamtes in den Mittelpunkt
stellen. Denn dieses Amt bedeutet vor allem, Oberhirte zu sein, und das heißt, die
Wahrheit des Evangeliums von Christus zu verkünden und als spiritueller Führer der
Kirche zu wirken.“
Der Chefhistoriker des Vatikans hofft, dass die Veranstaltungen
Ende 2008 bis Anfang 2009 für Historiker positive Früchte tragen werden.
„Wir
hoffen sehr, dass die Erinnerungsfeierlichkeiten eines so großartigen Papstes den
Wissenschaftlern einen Anstoß für weitere Forschungsarbeiten geben können, ohne dabei
von Vorurteilen über sein Wirken eingenommen zu werden. Im Augenblick können die Historiker
zwar nur einen gewissen Teil des Materials einsehen, doch hoffentlich bald wird alles
für die Forscher zugänglich sein.“
Zur Erinnerung: Im April 2007 kam es
zu Irritationen in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel wegen einer Bildunterschrift
unter dem Porträt von Pius XII. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dort steht,
dass die Haltung von Papst Pius XII. zur Judenvernichtung unter Historikern umstritten
sei. Dies fasste der apostolische Nuntius in Jerusalem als Beleidigung für die gesamte
katholische Kirche auf und protestierte deshalb bei den Verantwortlichen.