Die christliche Barmherzigkeit
hat nichts mit Versorgungsmentalität zu tun, sondern bedeutet solidarisches Handeln.
Dieses Handeln ist getragen von der Hoffnung. Das betonte Papst Benedikt XVI. beim
Gottesdienst in der süditalienischen Hafenstadt Brindisi. Die Sonntagsmesse in der
Hafenstadt Brindisi bildete den Höhepunkt der zweitägigen Pastoralreise des Papstes
auf dem italienischen Stiefelabsatz. Bei dem feierlichen Gottesdienst waren auch
hohe Vertreter der orthodoxen Kirche und anderer Konfessionen anwesend. Damit bestätige
die Hafenstadt Brindisi ihre „ökumenische Brückenfunktion“, so Benedikt XVI. in seiner
Predigt. Der Papst schenkte dem Gastgeber, Erzbischof Rocco Talucci – und somit auch
der ganzen Erzdiözese Brindisi – einen goldenen Kelch. Gastgeber Talucci seinerseits
gab bekannt, dass das neue Priesterseminar des Erzbistums künftig den Namen von Benedikt
XVI. tragen werde. Im Mittelpunkt der Papst-Predigt: Die Bedeutung von Solidarität
im Hinblick auf den Auftrag der Frohen Botschaft. Benedikt XVI. mahnte deshalb die
Katholiken Apuliens zu Heiligkeit und zu einer missionarischen Geisteshaltung. „Dies
sind zwei Seiten einer Medaille. Denn die zwölf Apostel waren keine perfekten Menschen.
Sie waren sicher gläubig, voll von Enthusiasmus und Eifer, aber gekennzeichnet von
ihren menschlichen Grenzen, bisweilen auch schwerwiegenden. Jesus hat die Apostel
nicht berufen, weil sie schon heilig wären, sondern damit sie es würden. Das gleiche
gilt für alle Christen.“ Auch definierte der Papst den häufig gebrauchten Begriff
„heilig“. „Heilig bedeutet dem Nächsten etwas geben. Heiligsein ist immer damit
verbunden, den Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Das ist die Nächstenliebe. Die Kirche
muss ihrerseits heilig und missionarisch sein, auch wenn sie eine Gemeinschaft von
Sündern ist. Doch wir Sünder glauben an die Liebe Gottes und lassen uns durch sie
verändern. So können wir ‚heilig’ werden.“ Nach der Messe standen ein Austausch
mit den Bischöfen Apuliens und eine Begegnung mit Priestern und Seminaristen auf dem
Programm. Am späten Nachmittag kehrt das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück. Die Pastoralvisite
war der erste Besuch eines Papstes in Brindisi seit Urban II. (1088-1099) vor über
900 Jahren.