Papst Benedikt XVI.
ist am Samstag zu einem zweitägigen Besuch auf der süditalienischen Halbinsel Salento
aufgebrochen. Am späten Samstagnachmittag war der Papst mit dem Helikopter in Punta
Ristola am südlichsten Ende des italienischen Stiefelabsatzes gelandet. Der Überlieferung
nach betrat der Apostel Petrus an dieser Stelle erstmals italienischen Boden. Benedikt
XVI. fuhr von dort zur wenige Kilometer entfernten Wallfahrtskirche Santa Maria de
Finibus Terrae (Heilige Maria von den Enden der Erde), die das Kap überblickt. Beim
Gottesdienst auf dem Vorplatz der Basilika erinnerte Benedikt XVI. an den weltweiten
Missionsauftrag der Kirche. Geografische, kulturelle, ethnische und selbst religiöse
Grenzen stellten einen Appell zur Evangelisierung dar, sagte der Papst vor mehreren
tausend Menschen. Diese Verkündigung müsse in der Perspektive einer „Einheit der Verschiedenheiten“
geschehen. Die Kirche Apuliens nannte er eine Brücke zwischen Völkern und Kulturen.
Die Jugendlichen in der von Arbeitslosigkeit geprägten Region rief er zu „festem
Vertrauen in die Kraft des Guten“ auf. Die christlichen Gemeinden seien Orte, an denen
sie Hoffnung lernen könnten. „In einem Umfeld, in dem immer mehr der Individualismus
betont wird, ist es erste Aufgabe der Kirche, zum Sinn für die Gemeinschaft zu erziehen,
zur Solidarität und zum Teilen. Die Kirche ist von ihrem Herrn ausgestattet mit einer
spirituellen Botschaft, die sich immerzu erneuert, und so ist sie fähig, einen positiven
Einfluss auch in sozialen Fragen auszuüben, denn sie fördert eine erneuerte Menschheit
und offene und konstruktive Beziehungen, im Respekt vor und im Dienst an den Niedrigsten
und Schwächsten.“ Die Kirche sei ein Ort, an denen Jugendliche die Hoffnung
lernen können, und zwar nicht als eine Utopie, sondern als festes Vertrauen in die
Kraft des Guten. „Das Gute siegt, und auch wenn es manchmal von Unterdrückung
und Schläue besiegt zu sein scheint, wirkt es in Wahrheit dennoch im Stillen und Verborgenen
weiter und trägt auf lange Sicht Früchte. Das ist die soziale Erneuerung, wie sie
dem Christentum eigen ist. Sie gründet auf der Wandlung der Gewissen, auf der moralischen
Formung und auf dem Gebet. Ja auf dem Gebet, denn das Gebet ist die Kraft, an das
Gute zu glauben und für es zu kämpfen, auch wenn wir als Menschen in der Versuchung
stehen, uns entmutigen zu lassen und außen vor zu halten.“ Zuvor hatte Benedikt
in seiner Predigt die zwei „Grundprinzipien“ der christlichen Erfahrung entfaltet:
Das marianische und das petrinische Prinzip. „Maria lehrt euch, immerzu auf
den Herrn im Schweigen des Gebets zu hören und mit großherziger Bereitschaft sein
Wort aufzunehmen in der tiefen Sehnsucht, uns selbst Gott zu schenken: unser konkretes
Leben, damit sein Ewiges Wort in der Kraft des Heiligen Geistes auch in uns „Fleisch
werden“ kann, in unserer Geschichte.“ Die petrinische Glaubenserfahrung sei
komplementär dazu. Petrus lehre, mit der Kirche zu fühlen und zu glauben – fest verwurzelt
im Bekenntnis der Kirche. „Durch Petrus werdet ihr Geschmack finden an der Leidenschaft
für die Einheit, für die Gemeinschaft, ihr werdet die Freude finden, geeint mit den
Hirten voranzuschreiten; und zugleich wird er euch Anteil geben an dem Verlangen zur
Mission, das Evangelium mit allen zu teilen, und es bis an die Enden der Erde zu tragen.“ Die
Messe in Leuca war der einzige Termin des Papstes im Bistum Ugento-Santa Maria di
Leuca. Es ist die zehnte inneritalienische Pastoralreise des 81-jährigen Kirchenoberhaupts.
(rv / kna 15.06.2008 mc)