In der Krise der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sind am Sonntag
hochschulinterne Differenzen zutage getreten. In einem offenen Brief kritisierten
drei Professoren scharf die Position des KU-Senats, der die kirchlichen Träger der
Hochschule am Donnerstag angegriffen hatte. Die Haltung des Senats sei „keineswegs
für die Professorenschaft unserer Universität repräsentativ“, sondern ein „bedauerliches
Dokument selbstgerechter Uneinsichtigkeit“. Der Senat verdränge, dass es auch intern
Kritik am Verfahren um die Wahl des neuen Präsidenten gegeben habe, heißt es in dem
Brief. „Höchst bedenklich“ sei sein Verständnis von Hochschulautonomie. Dem Eichstätter
Bischof Gregor Maria Hanke als Vorsitzenden des Stiftungsrats werde nur die gefügige
Rolle des Notars zugedacht. An einem Einvernehmen mit dem Träger bestehe im Senat
offenbar kaum Interesse. Unverständlich finden die Autoren des Schreibens auch
das Beharren auf der Grundordnung in ihrer jetzigen Form. Diese sei zweifellos mit
ursächlich für die aktuellen Probleme. Der Senat solle von seinem Konfrontationskurs
abrücken und in die vom Bischof angebotene Kooperation einwilligen. Die Chancen für
eine Weiterentwicklung der Uni dürften nicht verspielt werden. Der Brief ist unterzeichnet
von den beiden emeritierten Professoren Heinz Otto Luthe und Bernhard Sutor sowie
dem Lehrstuhlinhaber für Klassische Philologie, Hans Jürgen Tschiedel. Luthe war früher
KU-Vizepräsident. Der Politologe Sutor war lange Jahre auch Vorsitzender des Landeskomitees
der Katholiken in Bayern. Die in Würzburg erscheinende katholische Zeitung „Tagespost“
hatte am Samstag weitere Hintergründe der Ablehnung des am 30. Januar zum neuen KU-Präsidenten
gewählten Kandidaten Ulrich Hemel durch Hanke aufgehellt. Der Bischof habe bei einem
Treffen mit Professoren am 9. Mai das wissenschaftliche Profil Hemels als ungenügend
dargestellt, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmeraussagen. So
habe Hanke darauf hingewiesen, dass sich der habilitierte Religionspädagoge mehr als
zwölf Mal vergeblich um eine ordentliche Professur in Deutschland beworben habe. Die
Grundordnung der KU sehe aber vor, dass der Präsident ein ordentlicher Professor sein
solle. Diese Anforderung erscheine unerlässlich, wenn Eichstätt eine exzellente Uni
werden wolle. Hemel habe auch seine Mandate als Aufsichtsrat, Gesellschafter oder
Beirat in mindestens sieben Unternehmen bei einem Wechsel nach Eichstätt nicht aufgeben
wollen, so die „Tagespost“. Diese nebenberuflichen Tätigkeiten hätten sich dem Bischof
zufolge aber nicht mit der nötigen Konzentration auf das Uni-Präsidentenamt vertragen.
- Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum. Sie wird
von den sieben bayerischen Bistümern getragen. Sie befindet sich in einer Führungskrise,
seit der Hochschulrat am 30. Januar einen Präsidenten wählte, der von Hanke abgelehnt
wurde.