Bei allen Ressentiments
der Sozialistischen Republik Vietnam gegen die Kirche sind erfreuliche Zeichen einer
Öffnung zu orten. Das beobachtet Josef Sayer, der Hauptgeschäftsführer von Misereor.
So habe die vietnamesische Regierung Interesse, mehr über die christliche Soziallehre
der Kirche zu erfahren, sagte Sayer in einem Interview mit Radio Vatikan.
„Misereor
hat vor einem Jahr in Vietnam einen Kongress organisiert, gemeinsam mit der vietnamesischen
Akademie für Sozialwissenschaften, und es ist uns gelungen, auch die Bischofskonferenz
da mit einzubinden. Das war das erste Mal, dass die Bischofskonferenz in dieser Weise
vom Regime wahrgenommen wurde. Wir haben über soziale Gerechtigkeit, über Prinzipien
der Soziallehre diskutiert. Das war ein richtige guter Austausch. Ich habe festgestellt,
dass es der vietnamesischen Regierung nicht nur darum geht, den Markt zu öffnen, sondern
es geht darum, wie kommen sie in der sich auftuenden Kluft zwischen Arm und Reich
zurecht. Und da versuchen sie Anschluss und Auskunft zu finden auch in dem, was die
Kirche bereithält.“
Misereor arbeitet seit langer Zeit in Vietnam, auch
mit privaten Stellen, betont Sayer. Über die Jahre sei ein Vertrauensverhältnis entstanden.
Erst vor kurzem habe Hanoi das Bischöfliche Hilfswerk dazu eingeladen, eine weitere
Konferenz auszurichten, diesmal ausdrücklich über soziale Marktwirtschaft. Josef Sayer:
„Ich
glaube, dass durch diesen Dialog etwas entsteht, wo erkannt wird, Kirche hat etwas
beizutragen in der gegenwärtigen Welt, Kirche ist nicht ein Randphänomen, ein absterbendes
Phänomen, sondern Glaube ist etwas, was die Völker und die Menschen auch in Vietnam
bewegen kann zu mehr Gerechtigkeit, zur Einheit hin.“ (rv 13.06.2008 gs)