Uni Eichstätt: Bischof fordert katholisches Profil – Doch eine Lösung in Sicht?
In der Führungskrise
an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) stellt Bischof Gregor Maria
Hanke die Weichen für einen Neubeginn. In einem Schreiben an den Senat und die Dekane
der KU verteidigte Hanke am Freitag seine Entscheidung, für eine „klar begrenzte Übergangszeit“
ab 1. Juli - bis zur Wahl eines neuen Präsidenten Anfang 2009 - eine kommissarische
Doppelspitze zu benennen. Die Krise könne Anlass sein für eine intensive Diskussion
über das Profil der KU, so Bischof Hanke im Interview mit Radio Vatikan.
„Welche
Rolle sollen in Zukunft der Träger, die katholische Kirche, die bayrischen Bistümer,
spielen und wie wird das katholische Profil dieser Universität aussehen, denn nur
wenn diese Universität sich unterscheidet von den staatlichen Universitäten so, wie
es dem Träger bei der Gründung der Hochschule vor Augen stand, macht diese Universität
Sinn. Darüber gibt es im Augenblick heftige Auseinandersetzungen, denn die derzeit
geltende Grundordnung berücksichtigt nach meinem Dafürhalten in keiner Weise den Träger
ausreichend. Und das habe ich von aller Anfang an auch immer wieder an die Universität
kommuniziert, als mir die derzeit geltende Grundordnung vorgelegt wurde.“
Formaler
Knackpunkt der Auseinandersetzung ist die Grundordnung der Universität. Diese war
in der bischofslosen Zeit in Eichstätt geändert worden. Hanke fordert eine Änderung
– und zwar mittelfristig.
„Wir könnten die neue Präsidentschaft durchaus
auf der Basis der geltenden Grundordnung durchführen – allerdings mit Zusatzabsprachen
zwischen Universität und Träger. Da sehe ich kein grundsätzliches Problem. Aber die
Grundordnung als solche kann so nicht bestehen bleiben. Sie ist auch überdies juristisch
sehr schwach.“
Der Bischof bedauert im Gespräch mit uns das Überschwappen
der Emotionen. Es sei nötig, wieder auf eine sachliche Ebene zu kommen. Deshalb plant
Hanke, die Interims-Hochschulleitung von außen zu bestellen.
„Also ein
externes Team kann uns, glaube ich, sehr gut helfen und auch vermitteln zwischen den
Anliegen der Professoren und den Anliegen des Trägers. Wir müssen ja zusammenkommen,
es hat ja keinen Sinn, gegeneinander zu gehen. Im Prinzip muss es uns um die gemeinsame
Sorge für diese Universität gehen.“
Den vom Senat und den Dekanen geäußerten
Vorwurf einer Einschränkung der Hochschulautonomie weist der Bischof zurück.
„Das
ist ein Missverständnis. Erstens einmal gibt es zahlreiche Beispiele guter katholischer
Universitäten, die sowohl die wissenschaftliche Freiheit als auch ein klares katholisches
Profil bei gleichzeitigem hohen wissenschaftlichen Standard verbinden. Da muss man
das Rad überhaupt neu erfinden. Von daher verstehe ich die Ängste nicht ganz.“ Die Katholische Universität müsse profiliert werden, fordert Hanke
„Ich
möchte eine starke Universität, die in der Forschung und in der Wissenschaft autonom
ist, aber die zugleich auch das katholische Profil hat. Es ist wichtig, dass wir unseren
Studierenden nicht nur Ausbildung vermitteln, sondern Bildung im umfassenderen Sinn.
Dass wir das tun auf dem Hintergrund unseres christlichen Menschenbilds: Das muss
eingebracht werden. Darum geht es mir letztlich, wenn ich immer wieder beanspruche,
dass der Träger in dieser Universität mehr Rechte braucht.“
Am Mittwoch
hatte sich Bischof Hanke in einem Brief an die Studierenden und Lehrenden der Universität
gewandt und um Verständnis für seine Maßnahmen geworben. Einen Tag später veröffentlichte
die Universität eine scharfe Stellungnahme des Hochschulsenats. Hochschulrat wie Senat
seien „schwer brüskiert“ worden. Die zuständigen Hochschulorgane hätten das Wahlverfahren
mit großer Sorgfalt betrieben. Der Senat appellierte an den Träger, „die Autonomie
der Universität uneingeschränkt zu wahren“. Wir haben mit Dr. Klaus Lutter, dem
zweiten Vorsitzenden des Hochschulsenats, gesprochen. Der sieht Spielraum für eine
Einigung.
„Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie man die Interessen der Stiftung
mit der Autonomie der Hochschule in Verbindung bringen kann: Indem man beispielsweise
die Einbindung des Magnus Cancellarius noch früher gestaltet und damit ihm auch die
Möglichkeit gibt, in diesem Verfahren seine Meinung zu äußern.“
Lutter
bestätigt, dass der Bischof derzeit die Wahl eigentlich nur abnicken kann
„Dann
bleibt im Moment eigentlich dem Träger eigentlich nur die Möglichkeit, in dem Fall
also dem Magnus Cancellarius, das Nihil obstat zu erteilen und die Person zu ernennen
oder aber nicht. Und wenn man eine Möglichkeit findet, die Stiftung früher in das
Verfahren einzubinden, wäre das aus meiner Sicht ein gangbarer Weg.“
Trotz
aufgeheizter Stimmung hofft Lutter auf eine Lösung.
„Ich hoffe es wirklich,
dass es allen Beteiligten gelingt, hier einen Weg zu finden, der für alle tragbar
ist und der auch die Interessen beider Seiten Rechnung trägt. Wobei ich hinzufüge,
im Grunde genommen sind es zwei Seiten einer Medaille. Wir wollen alle dasselbe, nämlich
eine hervorragende Universität auf der Grundlage des katholischen Stiftungsträgers.“
Die
KU wird von den sieben bayerischen Bistümern getragen. Die Führungskrise an der Hochschule
entstand, nachdem Hanke eine Bestellung des am 30. Januar gewählten neuen KU-Präsidenten
abgelehnt hatte. Dabei machte er Verfahrensmängel und fehlendes Vertrauen zum Kandidaten
Ulrich Hemel geltend. Danach traten mehrere Professoren von ihren Leitungsämtern
zurück.