2008-06-10 13:11:55

Vatikan: Casaroli - Architekt der Ostpolitik


RealAudioMP3 Der Vatikan hat des vor zehn Jahren verstorbenen früheren Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli gedacht.
Im Dienste des Staatssekretariats – dem er bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Jahre 1990 zwölf Jahre lang vorstand – wurde Casaroli zum bedeutendsten Mann in den Vatikanbeziehungen zu Moskau und den Staaten des Sowjetimperiums und zum Architekten der vatikanischen Ostpolitik. Sein damaliger engster Mitarbeiter, Kardinal Achille Silvestrini, erinnert sich an Casarolis politische Ziele.

„Als Casaroli 1963 in das Staatssekretariat einberufen wurde, begann das Zweite Vatikanische Konzil, und Johannes XXIII. wollte unbedingt die Bischöfe aus dem Osten dabei haben. Daher ging Casaroli nach Ungarn, um Kardinal Mindszenty zu treffen. Dieser war in der US-amerikanischen Botschaft, weil er nach dem Aufstand von 1956 flüchten musste. Dieses Treffen hat ihn grundlegend verändert. Ein zweites Element seiner Ostpolitik kam nach der Helsinki-Konferenz zum Vorschein: Er merkte, dass der Heilige Stuhl immer mehr zu einem „vollwertigen Staat“ wurde, der wie andere Staaten des Westens mit den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang verhandeln musste.“

Der Kardinal versuchte unermüdlich, die Freiheit der Kirche unter den kommunistischen Diktaturen zu verteidigen. Der Kirchendiplomat trug wesentlich dazu bei, dass das Bemühen der Herrscher hinter dem Eisernen Vorhang fehlschlug, die Kirche „gleichzuschalten“.

„Er hat ja keine Neuheiten eingeführt, vielmehr war er ein Vorbild für uns. Er verband einen starken Glauben mit einer großartigen intellektuellen Begabung. Er konnte sich mit Vorsicht durchsetzen und wenn es nötig war, auch eine eiserne Geduld an den Tag legen. Gleichzeitig hatte er auch die Gabe, andere mit vernünftigen Argumenten für sich zu gewinnen. Er war daher ein Mann für große Taten.“

In der Synodenaula fand am Dienstag ein Studienkongress unter dem Thema „Die Ostpolitik von Agostino Casaroli 1963-1989“ statt. An ihm nahmen u.a. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der Leiter des Rats für interreligiösen Dialog Kardinal Jean-Louis Tauran und der polnische Staatssekretär und außenpolitischer Berater des polnischen Ministerpräsidenten Wladislaw Bartoszewski teil.

(rv 10.06.2008 mg)








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