Seit Mitte Mai kommt es im Sudan zu immer neuen Kämpfen zwischen der Armee und Rebellen
aus dem Süden des Landes. Dabei ist die zwischen beiden Seiten umstrittene Öl-Stadt
Abyei völlig zerstört worden – und mit ihr die Hoffnung, dass das Friedensabkommen
von 2005 zwischen Nord- und Südsudan halten könnte. „Ärzte ohne Grenzen“ spricht von
einer Massenflucht aus Abyei und fürchtet eine humanitäre Katastrophe. Sergio Cecchini
von „Ärzte ohne Grenzen”:
„Mehr als 60.000 Menschen sind aus der Region
geflohen und sind jetzt in einer verzweifelten Lage; sie haben nichts zum Überleben
und keine Unterkunft. Die Lage wird stündlich schlimmer; auch wenn die Zusammenstöße
in Abyei im Moment unregelmäßig und eher sporadisch sind, sind diese Menschen doch
in völliger Unsicherheit. Dazu kommt, dass jetzt die Regenzeit hereinbricht – da sind
Krankheiten wie Durchfall oder Atemwegs-Infektionen zu befürchten. In dieser Region
herrschte schon vor den Zusammenstößen viel Unterernährung bei Kindern; darum lassen
die Kämpfe jetzt bei uns die Alarmglocken schrillen, was die Ernährung von Kindern
unter fünf Jahren betrifft.“
„Ärzte ohne Grenzen“ ist auch besorgt um seine
Mitarbeiter, die nicht rechtzeitig aus der Region fliehen konnten und von denen der
Verband im Moment nichts weiß.
„Was jetzt mit der Öl-Region von Abyei werden
soll, das wurde in den Friedensabkommen zwischen Nord und Süd nie richtig geklärt.
Dabei liegt sie in extrem strategischer Lage; die Hälfte aller Ölfelder des Sudans
liegen hier. Hinter dem Konflikt stehen also große wirtschaftliche Interessen, und
damit breitet sich das Klima der Unsicherheit, das wir in letzter Zeit in der Provinz
Darfur haben, jetzt auch in diese Regionen aus, die eigentlich seit den Abkommen von
vor ein paar Jahren für befriedet galten.“