Im Kampf für einen höheren Milchpreis sind deutsche Milchbauern in den Streik getreten
und haben medienwirksam ihre Milch in Gruben geschüttet. Lidl hat inzwischen eingelenkt
und den Preis für Milch und Butter erhöht. Für das Anliegen der Bauern haben mehrere
deutsche Bischöfe derweil Verständnis geäußert, aber auch den Umgang mit diesem Grundnahrungsmittel
kritisiert. Der Erzbischof von Hamburg Werner Thissen meint, soweit hätte es nicht
kommen müssen.
„Ich habe den Eindruck, dass sich die Bauern wehren müssen,
um als Milchproduzenten im Geschäft bleiben zu können. Aus diesem Blickwinkel kann
ich die Proteste verstehen. Milch zu verschütten halte ich dagegen für ethisch nicht
verantwortbar. Meines Erachtens hat auf beiden Seiten das Management versagt. Man
hätte das vorher in Auseinandersetzungen klären können und müssen, dann wäre es nicht
zu dieser Eskalation gekommen.“
Ebenfalls Verständnis zeigte der bayerische
Amtskollege Erzbischof Reinhard Marx. Die Forderung der Landwirte nach einem fairen
Milchpreis sei berechtigt, schreibt der Erzbischof von München und Freising in einer
Stellungnahme vom Dienstag. In Bayern seien gerade mittlere und kleinere landwirtschaftliche
Betriebe betroffen, die oft hart um ihre Existenz ringen müssten. Der Streik zeige,
dass marktwirtschaftliche Instrumentarien allein offensichtlich nicht mehr genügen,
um zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Alle an dieser Auseinandersetzung Beteiligten
sollten aber fair bleiben und in der Wahl ihrer Mittel die rechtsstaatliche Ordnung
und den Respekt vor allen Mitmenschen wahren. Die weltweiten agrarpolitischen Probleme
förderten zur Zeit ein neues Bewusstsein für den Wirtschaftszweig Landwirtschaft,
so Marx.