Irak: Erzbischof fordert Rückkehrprogramme für Flüchtlinge
Genau ein Jahr ist
es her, dass ein Priester und drei Subdiakone der chaldäischen Kirche in Mossul auf
offener Straße erschossen wurden. Papst Benedikt XVI. bezeichnete damals in einem
Telegramm einen Tag später den Anschlag auf Ragheed Aziz Ghanni und seine Gefährten
als „sinnlosen Mord“. Das päpstliche Schreiben war gerichtet an den Erzbischof von
Mossul, Paul Faraj Rahho, der seinerseits nach einer gewaltsamen Entführung am 13.
März dieses Jahres tot aufgefunden wurde. Wir haben mit dem Erzbischof von Kirkuk,
Louis Sako gesprochen. Er hofft, dass das Martyrium der Toten dennoch Frucht bringt.
„Wir
brauchen Frieden und Versöhnung. Das erwarten wir uns von diesen Opfern. Ich kannte
Pater Ragheed sehr gut, er war mein Schüler als er noch in Mossul studierte. Auch
seine Freunde und der Erzbischof von Mossul spenden uns Hoffnung und Trost. Es ist
ein Märtyrertod, für uns sind das Märtyrer.“
Sako wünscht sich Rückkehrprogramme
für irakische Flüchtlinge.
„Ich denke, man könnte ihnen jetzt helfen, in
den Norden zurückzukehren, in jene christlichen Ortschaften, wo mehr Sicherheit herrscht.
Man sollte auch mit kleinen Projekten Jobs schaffen. Ich denke, dass das jetzt möglich
ist. Andernfalls würde das Fernbleiben der Flüchtlinge ein großer Verlust für uns,
aber auch für die Muslime, wenn man bedenkt, welche Bedeutung wir haben für die Öffnung
des Landes in unserm christlichen Zeugnis.“
Die erzwungene Emigration der
Christen hält der Erzbischof für eine Tragödie.
„Wenn die Christen uns verlassen,
werden wir immer schwächer und immer mehr zu einer Minderheit. Damit die Flüchtlinge
zurückkehren, müssen die Ortskirchen im Irak, aber auch in den Nachbarländern pastoral
etwas tun, damit ihnen wirklich geholfen wird. Das ist wichtig, denn dort liegt ihre
Geschichte, die geschichtliche Erinnerung der Kirche, das christliche Erbe.“
Hunderttausende
von Menschen haben in den letzten Jahren den Irak verlassen - darunter überproportional
viele Christen. Viele von ihnen wurden von fanatischen Moslems zur Flucht gezwungen
und sehen für sich und ihre Kinder keine Zukunft im Irak. Zahlreiche Flüchtlinge leiden
unter schweren Traumata. Kirchenführer setzen sich immer wieder für eine Rückkehr
von Flüchtlingen in den Irak ein. Weil das die offizielle Linie ist, wird allerdings
für die, die geflohen sind und die oft in den Nachbarländern des Irak hängenbleiben,
zu wenig getan. Zehntausende von christlichen Flüchtlingen, denen eine Rückkehr in
den Irak nicht möglich oder nicht zumutbar ist, stecken derzeit in Jordanien, Syrien
und anderen Ländern der Region fest - ohne Geld, ohne Arbeitsmöglichkeit, ohne Perspektive
und ohne die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit.