2008-06-02 14:15:58

Vatikan/Russland: Kasper berichtet


RealAudioMP3 Die russisch-orthodoxe Kirche will mit dem Vatikan zusammenarbeiten, um die christlichen Werte Europas zu festigen. Das hat Patriarch Alexij II. dem päpstlichen Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Walter Kasper bei einem persönlichen Gespräch im Moskau zugesichert. Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen bereiste in den vergangenen Tagen Moskau und die Russische Föderation auf Einladung des Metropoliten Kyrill von Smolensk und Kaliningrad. Nach seiner Rückkehr sagte Kardinal Kasper im Interview von Radio Vatikan:

„Der Patriarch und auch der Bischof haben mir sehr deutlich gesagt: Es genügt nicht, die Mauern der oft zerfallenen Kirchen nach der kommunistischen Zeit zu restaurieren, wir brauchen eine geistliche Erneuerung. Er will mit uns zusammenarbeiten, um die christlichen Wurzeln, die christlichen Werte Europas zu befestigen.“

Das Gespräch mit Alexij, dem Kasper dem Patriarchen auch ein persönliches Schreiben Papst Benedikts übermittelte, habe fünf Viertelstunden gedauert, sagte Kasper.

„Die Begegnung mit dem Patriarchen ist in einer sehr freundlichen Atmosphäre verlaufen, wir haben über meine Reise gesprochen, er hat sich sehr gefreut über das Interesse an der orthodoxen geistlichen Tradition; natürlich hat er am Ende auch die bekannten Fragen erwähnt, die die russisch-orthodoxe Kirche immer stellt. Es war aber kein Gegenstand einer langen Diskussion darüber, auch was die so genannten unierten Kirchen angeht. Ich habe dann abgehoben auf die positive Entwicklung, die es gegenwärtig ja auch in der Ukraine gibt.“

Ein wichtiger Punkt im Gespräch mit dem Patriarchen sei auch die Fortführung des Dialogs mit allen orthodoxen Kirchen zusammen gewesen, also die Fortführung des Treffens von Ravenna im vergangenen Jahr. Aus Protest gegen die Teilnahme einer estnischen Delegation waren die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche aus Ravenna vorzeitig abgereist. Dazu Kardinal Kasper:

„Das sind Probleme zwischen Konstantinopel und Moskau, das sind innerorthodoxe Probleme über den Status der Kirche in Estland; wir können hier nicht direkt eingreifen, aber wir sind natürlich sehr interessiert, und deshalb insistiere ich sehr stark in Moskau und auch in Konstantinopel, dass sie eine Lösung bzw. einen Kompromiss in dieser Frage finden, weil ich es persönliche sehr schwierig finde, den Dialog fortzuführen ohne die russisch-orthodoxe Kirche, die die größte der orthodoxen Kirchen ist und die sich auch theologisch im Augenblick erfreulich weiterentwickelt. Sie entwickelt sich auch weiter, was Jugendpastoral angeht, was soziale Aktivitäten angeht, was kulturelle Aktivitäten angeht - auch da ist sozusagen eine neue Phase.“

Kardinal Kasper wollte bei seiner Reise, wie er sagte, die religiöse und spirituelle Tradition, die in Russland sehr reich ist, kennen lernen. So besuchte er auch die Kirche Unserer Lieben Frau von Kazan in der russischen Teilrepublik Tatarstan. Beeindruckt hätten ihn auch drei Begegnungen mit Studenten.

„Sie haben sehr kluge Fragen gestellt, keineswegs feindselige oder kritische, provokante Fragen. Sie waren gut informiert über die katholische Kirche und hatten vor allem ein großes Interesse, die katholische Kirche besser kennen zu lernen. Dieses positive Interesse an der katholischen Kirche ohne die alten Vorbehalte und Vorurteile habe ich auch sonst wahrgenommen.“
(rv 02.06.2008 gs)








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