Im Mittelpunkt steht das durchbohrte Herz Jesu. In der Lanze wird die verletzende
Kraft der menschlichen Sünde gesehen, das Herz steht für die Liebe Gottes gegenüber
dem Sünder. In der Verehrung des durchbohrten Herzens identifiziert sich der Beter
mit dem leidenden Christus und bittet für die, die diese Liebe nicht erkennen. Papst
Benedikt XVI. hatte in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est ausdrücklich auf das
durchbohrte Herz Jesu Bezug genommen (Deus Caritas est 12). Die Herz-Jesu-Verehrung
geht auf die Auslegung von Texten aus dem Johannesevangelium in der frühen Kirche
zurück: „Als sie (die Soldaten) aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon
tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit
der Lanze in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus.“ (Johannes
19, 33) Diese Stelle wird mit einem Wort Jesu im 7. Kapitel desselben Evangeliums
in Verbindung gebracht: „Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte
sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.
Wie die Schrift sagt: Aus seinem Innern werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.
Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glaubten, denn der
Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“ (Johannes
7,37-39) Am Kreuz spendet Jesus seinen Geist, das Wasser steht für die Taufe,
das Blut für die Eucharistie. Weil beide Sakramente das Wesen der Kirche beschreiben,
die aus dem Geist geboren ist, sieht die Theologie die Kirche aus der Seitenwunde
Jesu geboren. Als im Hochmittelalter die Verehrung des leidenden Christus in den
Mittelpunkt rückte, entwickelte sich auch eine Herz-Jesu-Verehrung. Im 17. Jahrhundert
führten die Jesuiten die Herz-Jesu-Andachten als Form der Volksfrömmigkeit ein. Diese
erhielten Auftrieb durch die Visionen der Margareta Maria Alacoque (gestorben 1690).
Papst Leo XIII weihte zur Jahrhundertwende 1899 die ganze Welt dem Herzen Jesu. Herz-Jesu-Statuen,
die Christus nicht am Kreuz, jedoch mit einer offenen Seitenwunde darstellen, zeigen
bis heute, wie der Katholizismus durch diese Frömmigkeit geprägt wurde. Das Herz-Jesu-Fest
wird am Freitag in der Woche nach Fronleichnam gefeiert. Der erste Freitag im Monat
wird als Herz-Jesu-Freitag begangen, verbunden mit der Beichte und einer Anbetung
des eucharistischen Brotes. In dieser Herz-Jesu-Verehrung steht die Sühne und damit
auch die Sündhaftigkeit des Menschen im Mittelpunkt. Zu dieser eucharistisch geprägten
Frömmigkeit gehört die „Heilige Stunde“, die auf Margarete Alacoque (1674) zurückgeht:
betrachtendes Gebet in der Kirche, das sich mit dem Leiden und Sterben Jesu, seiner
Liebe und der Einsetzung des Abendmahls beschäftigt. Diese Gebetszeit liegt am Abend
vor dem Herz-Jesu-Freitag. Verbunden mit dem Herz-Jesu-Freitag ist das monatliche
Gebetsanliegen des Papstes. Herz-Jesu-Bruderschaften, Ordensgemeinschaften und
Genossenschaften haben die Herz-Jesu-Verehrung zum Zentrum ihrer Spiritualität gemacht
und drücken diese auch in ihrem Namen aus, z.B. Missionare des Heiligsten Herzens
Jesu.