Immer mehr Chinesen
werden Christen, und das könnte für die Zukunft des Christentums vor allem in Europa,
Asien und Afrika von entscheidender Bedeutung sein. Das erklärte der Pressesprecher
von Kirche in Not in Deutschland, Michael Ragg, gegenüber der Nachrichtenagentur „Zenit“.
Problematisch für die chinesischen Christen bleibt u.a. auch die Trennung mit den
Gläubigen Taiwans. Seit dem 26. März regiert in Taiwan wieder ein Präsident der
Partei Kuomintang. Der neue Mann an der Spitze der Inselrepublik setzt auf die Annäherung
zur Volksrepublik China. Anders als das kommunistische Festland unterhält Taiwan bereits
seit 1943 diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl – neben den Bischofsernennungen
das Hauptproblem zwischen Vatikan und Peking. Wie sich der neue Kurs auf das Dreiecksverhältnis
zwischen Taiwan, Vatikan und China auswirkt, erklärt der taiwanesische Botschafter
beim Heiligen Stuhl, Chou-seng Tou:
„Die Leute im Vatikan haben uns gesagt,
dass der Papst - nicht nur der aktuelle, sondern schon sein Vorgänger -, sich um die
rund 10 Millionen Gläubigen in China sorgt. Deshalb will man von vatikanischer Seite
aus die Beziehungen zu Peking verbessern. Aber zugleich wurde uns versichert, dass
die Kirche in Taiwan als Ortskirche ein Teil der Universalkirche ist, wie jede Kirche
in jedem anderen Land auch. Deshalb wird der Vatikan für eine Normalisierung der Beziehungen
zu Festlandchina niemals Taiwan opfern.“
Beobachter
trauen der neuen Regierung ein besseres Verhältnis zur den Machthabern in Peking zu.
Schon 1992 trafen Vertreter der Kuomintang-Partei mit Vertretern der Volksrepublik
China zusammen. Damals einigte man sich darauf, dass es nur ein einziges China auf
der Welt geben soll. „Aber jede Seite interpretierte das auf ihre
Art. Kuomintang sah in China die Republik China mit der Regierung in Taiwan. Peking
meinte, das Land werde durch die Volksrepublik China mit der Regierung in Peking vertreten.
Alle waren damit glücklich. Aber wer letztendlich China repräsentiert, war eine ganz
andere Frage. Mit der Konsensformel des „einen Chinas“ konnte man sich damals an
den Verhandlungstisch setzen, miteinander in Kontakt treten und weiter Lösungen beratschlagen.“