Vatikan/Ukraine: Dialog mit Orthodoxen weit fortgeschritten
Nach seinem Besuch
in der Ukraine ist Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone immer mehr davon überzeugt,
dass der Dialog zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen bereits sehr
fortgeschritten ist. Das sagte er in einem Interview mit Radio Vatikan. Bertone war
am vergangenen Wochenende in der westukrainischen Metropole Lemberg, um die Feier
der Seligsprechung der polnischen Ordensfrau Marta Maria Wiecka zu leiten.
„Ich
habe wirklich den Eindruck, dass wir nun in einer Phase des offenen Dialogs mit den
Orthodoxen stehen. Es ist mir auch bewusst, dass nun alle ein Treffen des Papstes
mit dem Patriarchen von Moskau erwarten. Das kann aber nur dann geschehen, wenn Gott
es für richtig hält. Es müssen auch alle Umstände stimmen.“
Die Ukraine
habe eine schwierige Geschichte hinter sich, erklärte Bertone weiter. Unter Stalin
erlebte das Land in den 30er-Jahren eine schwere Hungersnot. Bis zu sieben Millionen
Menschen hätten an den Folgen dieses „Hungerholocausts“ gelitten, der von den Historikern
auch „Holodomor“ bezeichnet wird. Um die Vergangenheit zu verarbeiten, sollen die
historischen Akten im Vatikanischen Geheimarchiv aus jener Zeit freigegeben werden,
sagte Bertone. Die Zukunft des Landes hingegen sei ihre Schlüsselrolle in der Ökumene.
„Weil
in der Ukraine die Suche nach Einheit am stärksten spürbar ist. Wenn es uns allen
gelingt, gemeinsam mit unseren orthodoxen Mitbrüdern eine gemeinsame Basis zu schaffen,
können wir zusammen unsere Ziele erreichen. Denn wir haben ja dieselben Wurzeln im
Glauben. Das ist auch wichtig, um der Neuevangelisierung einen weiteren Schub zu geben.
Bei den verschiedenen Treffen, die ich in der Ukraine hatte, habe ich diesen Wunsch
auch von den russisch-orthodoxen Vertretern gehört.“