Aus der CDU gibt es
Kritik an Teilen der katholischen Kirche wegen deren Haltung in der Stammzelldiskussion.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte am Freitag auf dem Katholikentag in
Osnabrück, sie wünsche sich von ihrer Kirche weniger Skepsis und mehr Mut zur Veränderung.
Schavan, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist, erklärte, das
Motto „Prüfe alles und behalte, was gut ist“, gelte besonders angesichts des beschleunigten
Wissenszuwachses. Zuvor hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärt, mancher
Zwischenruf der Amtsträger sei in der Diskussion wenig hilfreich gewesen. Lammert
hob hervor, dass er hohen Respekt vor der Entscheidung von Schavan bei der Stichtagsverschiebung
habe, wenngleich er selber gegen eine Verschiebung gestimmt habe. Vom Katholikentag
erhofft sich Lammert, dass die Motivation der Teilnehmer in Osnabrück eine nachhaltige
Wirkung in der Gesellschaft haben kann.
„Das ist auch die immer wieder neu
herzustellende Verbindung zwischen Reflexion und Demonstration, zwischen Bekenntnis
und Infragestellen von Sachverhalten. Bei genauem Hinsehen kommt es immer wieder zur
schwierigen Verbindung von Glauben und Wissen. Das macht meiner Meinung nach den Reiz
dieser Veranstaltung aus. Menschen mit einer tiefen Überzeugung sind damit verbunden
– auch oder weil sie oft verschiedene Ansichten haben – durch ihre kritische Haltung.“
Mit
einer feierlichen Prozession zum Osnabrücker Rathaus hat der Katholikentag am Freitagabend
ein Zeichen der Ökumene gesetzt. Rund 5.000 Christen stimmten dort nach dem zentralen
ökumenischen Gottesdienst im Dom bei freundlichem Wetter den evangelischen Choral
„Nun lob, mein Seel, den Herren“ an. Dieses Lied sangen die dankbaren Osnabrücker
am 25. Oktober 1648, als nach einem jahrzehntelangen Religionskrieg von der Treppe
des Osnabrücker Rathauses der „Westfälische Frieden“ verkündet wurde. Das zwischenchristliche
Verhältnis hat sich 350 Jahre später durch die Ökumene verändert. Lammert:
„Bei
diesem Thema weiß ich nie, ob ich in Verzweiflung oder in Schwärmerei verfallen soll.
So groß die Einsicht auf allen Seiten ist, dass das Gemeinsame mit Abstand wichtiger
als Trennende ist, so ärgerlich bleibt, dass das Trennende offenkundig immer noch
bleibt, um eigene Veranstaltungen und wechselseitige Rechtfertigungen aufrecht und
vielleicht auch erforderlich zu machen.“