In Osnabrück findet
derzeit der 97. Deutsche Katholikentag statt. Das vom Zentralkomitee der deutschen
Katholiken organisierte Treffen steht unter dem Motto „Du führst uns hinaus ins Weite".
Der Bischof des gastgebenden Bistums Osnabrück, Franz-Josef Bode, hatte im Vorfeld
angekündigt, dieser Katholikentag werde konzentrierter sein. Vor Ort in Osnabrück
ist unser Redaktionsleiter Pater Eberhard von Gemmingen SJ.
„Die Stimmung
ist wirklich großartig, ohne Übertreibung kann man das sagen! Ich habe schon sehr
viele Katholikentage mitgemacht. Woher kommt die gute Stimmung? Erstens gibt es unter
den Christen in Deutschland eine Art „Revival“, ein neues Aufblühen des Christentums
- teils spirituell, teils politisch. Ich habe den Eindruck, dass die Stimmung schon
schlechter war. Vielleicht liegt’s auch daran, dass die Themen, die früher heiße Eisen
waren, nämlich Frauenordination und Zölibat, wenig diskutiert werden. Aber es kommt
dazu, dass der Katholikentag hier in der Altstadt stattfindet; man ist hier also nicht
in einem Messegelände: Das ist sehr positiv. Und es gibt ununterbrochen Sonne!“
Was
sind denn die Themen, die in Osnabrück diskutiert werden auf den Podien, in den Gruppen?
„Es
sind ein bisschen mehr sozialpolitische Themen (Familie, Abtreibung, Gerechtigkeit,
Klima usw.) und weniger theologische. Es gibt zwei Grundthemenblöcke: Das Thema Ökumene
und wie man Kirche und Glaube lebt, und als zweites die sozialpolitischen Foren. Gestern
war ja auch Frau Merkel hier, das war ein großer Auflauf; sie hat viel Applaus bekommen.
Die sozialen Fragen sind heißer. Aber man darf nie vergessen, der Tag beginnt immer
mit sehr vielen Gottesdiensten, Bibelarbeiten, und er klingt aus mit frommen Veranstaltungen
am Abend. Ich habe gestern Abend bei einem Taizégebet mitgemacht – das war eine wunderbare
Stimmung! Es ist also nicht nur sozialpolitisch, sondern morgens und abends ist es
ganz fromm, das sag’ ich extra den Gläubigen, die meinen, der Katholikentag sei nur
eine politische Veranstaltung, nein: Es ist auch sehr viel Spirituelles hier. Tagsüber
wird hier viel gestritten über Gerechtigkeit, über Familien usw.“
Kann
man sagen, dass von diesem Katholikentag auch ein Impuls ausgehen wird über dieses
Treffen hinaus?
„Ich würde sagen, diejenigen, die teilgenommen haben, die
werden sicher sehr begeistert nach Hause kommen. Aber man darf sich nichts vormachen
und glauben, dass die Welt dann schon verändert worden wäre. Aber: Die Leute werden
nicht nach Hause kommen und sagen, ‚Jetzt sind wir wieder unsere Klagen losgeworden,
und die Bischöfe hören ja nicht, und der Papst tut nicht, was wir wollen’, sondern
die Leute werden heimkommen in der Freude: Es ist doch ganz toll, christlich zu sein.
Bischof Bode aus Osnabrück hat zur Eröffnung wirklich sehr gut gesprochen und dann
gepredigt. Ich würde sagen: Der Ton stimmt.“
Ganz konkret nachgefragt:
Im Vorfeld des Katholikentags war ja die umstrittene neue Judenfürbitte angesprochen
worden. Ist das denn tatsächlich auch Thema gewesen?
„Ja, sie war bei der
Anfangspressekonferenz Thema. Da waren drei oder vier Fragen zu diesem Thema. Das
berührt aber, glaube ich, die breite Katholikentagsbevölkerung kaum oder wenig. Ich
denke, dass wird vor allem von einigen hochgehalten und steht entsprechend viel in
der Zeitung, aber die breite Öffentlichkeit bewegt es nicht. Aber es gibt hier natürlich
zum Thema Verhältnis „Katholiken-Juden“ und auch „Katholiken-„Muslime“ sehr intensive
Kreise. Zwar hat der jüdische Rabbiner Walter Homolka abgesagt, und man beschäftigt
sich ausführlich mit der Karfreitagsfürbitte, aber es ist eine kleine Minderheit,
die das tut.“ (rv 23.05.2008 mc)