2008-05-21 09:28:58

Vatikan: Wer wird Familien-Minister?


RealAudioMP3 Einer der wichtigsten „Posten“ im Vatikan ist derzeit vakant: der des Familien-„Ministers“. Nach dem Tod des bisherigen Amtsinhabers, Kardinal Alfonso Lopez Trujillo, vor genau einem Monat hat Papst Benedikt noch keinen neuen Präsidenten des Päpstlichen Familienrates ernannt. Dabei eilt die Sache: Im Januar 2009 steht in Mexiko-Stadt das nächste Welttreffen der Familien auf dem Programm, das vom Familienrat ausgerichtet wird. Der aus der Schweiz stammende Bischof Karl-Josef Romer war bis zu seiner Pensionierung vor kurzem zweiter Mann im Familienrat – er hofft, dass Benedikt einen profilierten Kandidaten für den Rat findet:

„Ein so großes Ideal wie die Liebe, das Leben, die Familie – das braucht den großen und ganzen Einsatz der Besten.“

Das italienische Nachrichtenmagazin „Panorama“ sieht einen spanischen Kardinal als möglichen Kandidaten für die Leitung des Familienrates. Der Primas von Spanien, Erzbischof Antonio Canizares von Toledo, ist von Benedikt zum Kardinal gemacht worden und war Anfang der Woche zusammen mit anderen spanischen Bischöfen zu einem vertraulichen Gespräch beim Papst; die spanische Zeitung „El Pais“ nennt ihn wegen seiner freundlichen, aber unbeugsamen Art den „spanischen Ratzinger“. Seit der Enzyklika „Evangelium vitae“ von Johannes Paul II. in den neunziger Jahren ist der Einsatz für Ehe und Familie sowie für das Leben eine der wichtigsten und intensivsten Kampagnen, die vom Vatikan ausgehen. Romer:

„Rein menschlich gesehen, ohne jetzt einmal das christliche Ideal zu nennen: Wenn die Familie nicht geschützt wird, dann geht ein Land kaputt. Nur die Familie ist das ideale Milieu, wo die menschliche Gesellschaft (nicht bloß die Kirche) lebendige Zelle für ihre Zukunft hat. Wenn man die Familie schädigt oder nicht genug schützt, zerstört ein Land seine eigene Zukunft.“

Der verstorbene Kardinal Lopez Trujillo hatte sich den Einsatz für Leben und Familie zum Herzensanliegen gemacht. Damit wollte der Kolumbianer, wie Romer bemerkt, nebenbei auch der Kirche in Europa und den USA die Vitalität der lateinamerikanischen Kirche vorführen. Viele im Vatikan halten auch für möglich, dass Benedikt wieder einen Lateinamerikaner an die Kurie beruft. Vor genau einem Jahr war der Papst zu Besuch in Brasilien; Romer hat mehr als dreißig Jahre in Brasilien gelebt und gearbeitet und weiß, wie wichtig es ist, dass die Kirche eine Antwort auf die Fragen und Probleme der Lateinamerikaner findet.

„Der große Johannes Paul musste zwar mehrmals intervenieren, um gewisse Abwege einer Spielart der Befreiungstheologie zu korrigieren. Aber Kardinal Lopez hat doch sehr wohl gewusst: Befreiung ist ein großes Ideal des Christentums – es muss ein Evangelium der Befreiung sein! Die Befreiungstheologie muss sich ausrichten nach den tiefsten Grundsätzen des Evangeliums, also nicht gegen die Armen, sondern für die Armen. Dass sie nicht im Namen eines sozialistischen oder gar marxistischen Klassenkampfes, sondern wirklich im Namen der Kraft und der Liebe des Evangeliums eine neue Zukunft bekommen.“

(rv 21.05.2008 sk)








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