Sanctus Spiritus -
das hat nichts mit Benzin zu tun, sondern bedeutet Heiliger Geist, die Antriebskraft
der Kirche. Aber ganz ohne Sprit kommt auch der Vatikan nicht aus. Zum ersten Mal
öffnet der Chauffeur des Heiligen Vaters für Journalisten die Garage der päpstlichen
Automobile. Mario Galgano durfte hinter die Garagentore des Päpstlichen Fuhrwerkes
schauen.
Es gibt nur einen Kirchenstaat, nur einen Heiligen Vater, und auch
nur einen Chauffeur des Papstes. Der heisst Pietro Cicchetti, ist 57 Jahre alt und
steht seit mehr als einem Viertel Jahrhundert im Dienst des Vatikans. Seit acht Jahren
als persönlicher Fahrer des Papstes. Cicchetti schwärmt von seinem Amt, das er
als „bescheidenen Beitrag“ an die weltweite Mission des Papstes versteht. Denn Papst-Chauffeur
zu sein, bedeutet…
„eine erfüllende und wichtige Aufgabe zu leisten. Es
ist ja kein Job wie jeder andere, sondern eine Gnade, eine Berufung. Ich fühle mich
sehr stolz und gleichzeitig auch sehr glücklich, denn man wird vom Vatikan ausgewählt
und kann sich nicht für diese Stelle bewerben. Was ich besonders an meiner Arbeit
schätze, ist die Tatsache, dass ich den Papst überall auf der Welt hin begleiten darf.
Ich habe viele schöne Momente erlebt und könnte reichlich Anekdoten erzählen, die
ich bisher nirgends aufgeschrieben habe.“
Weltweit darf hier wörtlich verstanden
werden. Denn welchen Winkel der Erde das Oberhaupt der Katholiken auch mit seinem
Papamobil durchkreuzt, immer sitzt Cicchetti am Steuer. Natürlich auch bei allen anderen
Touren des Heiligen Vaters, sei es in die Ferien, zum Empfang des italienischen Staatschefs
oder einer römischen Pfarrei oder jeden Nachmittag um 16 Uhr die wenigen hundert Meter
vom Palazzo Apostolico zu den vatikanischen Gärten, wo Benedikt der XVI. den Rosenkranz
zu beten pflegt.
„Nun, ich fühle mich wie ein kleiner Apostel. Wie eine
kleine Schraube, die zum Gelingen der Papstmission beiträgt. Denn dank den Autos und
mir kommt der Heilige Vater überall hin, sei es nun in Italien oder in anderen Ländern,
um dann dort seine Botschaft des Friedens zu verkünden.“
Das Auto, in dem
der Papst sitzt, trägt immer das Nummernschild „SCV 1“ - Stato della Città del Vaticano
1.Und so tönt die Limousine des Papstes.
„Brrr!“
Selbstverständlich
stehen dem Papst für jeden Zweck der Papstreise passende Vehikel zur Verfügung. Stationiert
sind die Autos in dem „Autoparco Papale“ gleich unterhalb des Vatikanischen Geheimarchivs.
Geheim ist eigentlich auch, was sich hinter dem modernen Garagentor verbirgt. Zumindest
normalerweise. Bevor man die heiligen Hallen betritt, gilt es andächtig die Schuhe
abzutreten. Denn der Boden der Garage ist so sauber, dass man ohne Zögern darauf essen
könnte. Der Papst selber kommt hier nie persönlich vorbei, er wird direkt vor der
Haustür – also dem Apostolischen Palast – abgeholt.
„Die Beziehung zwischen
dem Papst und mir würde ich wie eine Vater-Sohn-Beziehung bezeichnen. Ich arbeite
sehr im Hintergrund. Dennoch sprechen wir oft miteinander. Der Heilige Vater grüsst
mich immer und fragt mich jeweils, wie es meiner Familie geht. Wir besprechen auch
manchmal persönliche Probleme, die jeder Mensch betreffen könnte.“
Es gibt
auch Autos für Oldtimer-Fans: Die ältesten Papstlimousinen sind aber in den vatikanischen
Museen für jedermann zu bestaunen. Dort steht beispielsweise der sagenumwobene Mercedes
Benz Nürburg von 1930 - benannt nach der deutschen Rennstrecke in der Eifel. Dies
ist das einzige Automobil, das je von einem Stellvertreter Christi persönlich gesteuert
wurde, verrät der Autofachmann Cichetti:
„Als das kostbare Gefährt 1983
von einer Generalüberholung aus Stuttgart zurück in den Vatikan kam, liess es sich
Johannes Paul II. nicht nehmen, mit dem Oldtimer vom höchsten Punkt seines Kirchenstaats
oben in den Vatikangärten bis hinab zur Garage zu fahren - knappe anderthalb Kilometer.“
Die neuen Papst-Autos hingegen sind mit allen möglichen Sonderausstattungen
versehen. Preise der Fahrzeuge: unbekannt. Das interessiert den Vatikan auch nicht,
schliesslich bekommt man von einem deutschen Autohaus alle Autos geschenkt. Inklusive
jährlichem Generalcheck in Stuttgart. Auch bietet der Autohersteller spezielle Fahrschulungen
an. Cicchetti wurde gerade deshalb als persönlicher Papst-Chauffeur ausgewählt, weil
er seit Jahren ein aussergewöhnliches fahrerisches Können beweisen konnte.
„Dann
rief mich eines Tages jemand vom Staatssekretariat an. Das war für mich wie der Ruf
Gottes für Priester oder Ordensleute. Jener Tag war wie ein Traum für mich. Dann musste
ich eine Fahrprüfung ablegen. Da kam ich wahrlich ins Schwitzen.“
Zurück
in die Garage. In der Ecke steht noch ein anderes Unikum, ein weisser amerikanischer
Pickup, den Papst Johannes Paul II. bei seiner ersten Brasilienreise 1980 geschenkt
bekam. Er wird heute noch einmal im Jahr für die Fronleichnamsprozession eingesetzt.
Auf seiner von tausenden Blumen geschmückten Ladefläche kann der Papst nämlich knien,
vor ihm wird die Monstranz mit dem Allerheiligsten montiert.