2008-05-21 16:23:41

Vatikan: Was den Papst bewegt


RealAudioMP3 Sanctus Spiritus - das hat nichts mit Benzin zu tun, sondern bedeutet Heiliger Geist, die Antriebskraft der Kirche. Aber ganz ohne Sprit kommt auch der Vatikan nicht aus. Zum ersten Mal öffnet der Chauffeur des Heiligen Vaters für Journalisten die Garage der päpstlichen Automobile. Mario Galgano durfte hinter die Garagentore des Päpstlichen Fuhrwerkes schauen.

Es gibt nur einen Kirchenstaat, nur einen Heiligen Vater, und auch nur einen Chauffeur des Papstes. Der heisst Pietro Cicchetti, ist 57 Jahre alt und steht seit mehr als einem Viertel Jahrhundert im Dienst des Vatikans. Seit acht Jahren als persönlicher Fahrer des Papstes.
Cicchetti schwärmt von seinem Amt, das er als „bescheidenen Beitrag“ an die weltweite Mission des Papstes versteht. Denn Papst-Chauffeur zu sein, bedeutet…

„eine erfüllende und wichtige Aufgabe zu leisten. Es ist ja kein Job wie jeder andere, sondern eine Gnade, eine Berufung. Ich fühle mich sehr stolz und gleichzeitig auch sehr glücklich, denn man wird vom Vatikan ausgewählt und kann sich nicht für diese Stelle bewerben. Was ich besonders an meiner Arbeit schätze, ist die Tatsache, dass ich den Papst überall auf der Welt hin begleiten darf. Ich habe viele schöne Momente erlebt und könnte reichlich Anekdoten erzählen, die ich bisher nirgends aufgeschrieben habe.“

Weltweit darf hier wörtlich verstanden werden. Denn welchen Winkel der Erde das Oberhaupt der Katholiken auch mit seinem Papamobil durchkreuzt, immer sitzt Cicchetti am Steuer. Natürlich auch bei allen anderen Touren des Heiligen Vaters, sei es in die Ferien, zum Empfang des italienischen Staatschefs oder einer römischen Pfarrei oder jeden Nachmittag um 16 Uhr die wenigen hundert Meter vom Palazzo Apostolico zu den vatikanischen Gärten, wo Benedikt der XVI. den Rosenkranz zu beten pflegt.

„Nun, ich fühle mich wie ein kleiner Apostel. Wie eine kleine Schraube, die zum Gelingen der Papstmission beiträgt. Denn dank den Autos und mir kommt der Heilige Vater überall hin, sei es nun in Italien oder in anderen Ländern, um dann dort seine Botschaft des Friedens zu verkünden.“

Das Auto, in dem der Papst sitzt, trägt immer das Nummernschild „SCV 1“ - Stato della Città del Vaticano 1.Und so tönt die Limousine des Papstes.

„Brrr!“

Selbstverständlich stehen dem Papst für jeden Zweck der Papstreise passende Vehikel zur Verfügung. Stationiert sind die Autos in dem „Autoparco Papale“ gleich unterhalb des Vatikanischen Geheimarchivs. Geheim ist eigentlich auch, was sich hinter dem modernen Garagentor verbirgt. Zumindest normalerweise. Bevor man die heiligen Hallen betritt, gilt es andächtig die Schuhe abzutreten. Denn der Boden der Garage ist so sauber, dass man ohne Zögern darauf essen könnte. Der Papst selber kommt hier nie persönlich vorbei, er wird direkt vor der Haustür – also dem Apostolischen Palast – abgeholt.

„Die Beziehung zwischen dem Papst und mir würde ich wie eine Vater-Sohn-Beziehung bezeichnen. Ich arbeite sehr im Hintergrund. Dennoch sprechen wir oft miteinander. Der Heilige Vater grüsst mich immer und fragt mich jeweils, wie es meiner Familie geht. Wir besprechen auch manchmal persönliche Probleme, die jeder Mensch betreffen könnte.“

Es gibt auch Autos für Oldtimer-Fans: Die ältesten Papstlimousinen sind aber in den vatikanischen Museen für jedermann zu bestaunen. Dort steht beispielsweise der sagenumwobene Mercedes Benz Nürburg von 1930 - benannt nach der deutschen Rennstrecke in der Eifel. Dies ist das einzige Automobil, das je von einem Stellvertreter Christi persönlich gesteuert wurde, verrät der Autofachmann Cichetti:

„Als das kostbare Gefährt 1983 von einer Generalüberholung aus Stuttgart zurück in den Vatikan kam, liess es sich Johannes Paul II. nicht nehmen, mit dem Oldtimer vom höchsten Punkt seines Kirchenstaats oben in den Vatikangärten bis hinab zur Garage zu fahren - knappe anderthalb Kilometer.“

Die neuen Papst-Autos hingegen sind mit allen möglichen Sonderausstattungen versehen. Preise der Fahrzeuge: unbekannt. Das interessiert den Vatikan auch nicht, schliesslich bekommt man von einem deutschen Autohaus alle Autos geschenkt. Inklusive jährlichem Generalcheck in Stuttgart. Auch bietet der Autohersteller spezielle Fahrschulungen an. Cicchetti wurde gerade deshalb als persönlicher Papst-Chauffeur ausgewählt, weil er seit Jahren ein aussergewöhnliches fahrerisches Können beweisen konnte.

„Dann rief mich eines Tages jemand vom Staatssekretariat an. Das war für mich wie der Ruf Gottes für Priester oder Ordensleute. Jener Tag war wie ein Traum für mich. Dann musste ich eine Fahrprüfung ablegen. Da kam ich wahrlich ins Schwitzen.“

Zurück in die Garage. In der Ecke steht noch ein anderes Unikum, ein weisser amerikanischer Pickup, den Papst Johannes Paul II. bei seiner ersten Brasilienreise 1980 geschenkt bekam. Er wird heute noch einmal im Jahr für die Fronleichnamsprozession eingesetzt. Auf seiner von tausenden Blumen geschmückten Ladefläche kann der Papst nämlich knien, vor ihm wird die Monstranz mit dem Allerheiligsten montiert.

(rv 21.05.2008 mg)







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