Die orthodoxe Kirche weist Berichte über eine Art Putsch an ihrer Spitze zurück. Pressemeldungen,
nach denen der erkrankte Patriarch Pavle I. „gestürzt“ worden sei, seien „falsch intoniert“.
Pavle sei weiterhin Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche. Die „Frankfurter Allgemeine“
hatte am Dienstag gemeldet, die wirkliche Macht in der serbisch-orthodoxen Kirche
sei „längst“ an Metropolit Amfilohije von Montenegro übergegangen.
(rv/pm 21.05.2008
sk)
Wir dokumentieren hier die Meldung des deutschsprachigen Nachrichtendienstes
der serbisch-orthodoxen Kirche im vollen Wortlaut. Das Kürzel SOK steht für „Serbisch-orthodoxe
Kirche“.
(BELGRAD) Nach einer gestrigen Meldung des serbischen öffentlich-rechtlichen
Fernsehsenders RTS ist der Gesundheitszustand des Serbischen Patriarchen Pavle I.
«unverändert und stabil». Die Meldung beruft sich dabei auf den neusten Bericht des
Ärztekonsiliums des Militärkrankenhauses von Belgrad, in welchem der Patriarch seit
17. November letzten Jahres liegt. Nach Meinung der Ärzte kommuniziere der Patriarch
«inhaltlich». Das Konsilium vertritt aber die Meinung, dass der Patriarch weiterhin
im Krankenhaus gepflegt werden soll.
Laut RTS-Meldung wurde im Serbischen Patriarchat
bestätigt, dass eine Kommission des zurzeit tagenden Konzils der SOK (s. gestrige
SOK AKTUELL-Meldung) am Anfang der Konzilstagung den Patriarchen besucht habe. Das
sei im Einklang mit den Regeln der Kirche. Es wird betont, dass das Konzil seine Arbeit
nicht aufnehmen konnte, bevor der Status des Oberhauptes der SOK definiert und die
Leitungsmodalitäten festgelegt werden. Im Einklang mit der Verfassung der SOK hat
der Hl. Synod die Leitungsaufgaben übernommen, werde aber, laut RTS, lediglich als
«technische Regierung» arbeiten, da man in der Abwesenheit des Patriarchen keine grundsätzlichen
Beschlüsse verfassen kann.
Im Patriarchat habe man laut RTS gesagt, dass man
über die Medien eine unnötige Anspannung kreiert habe und dass die Angaben in der
Presse in Bezug auf die geschilderten Vorgänge «falsch intoniert» und mit unrichtigen
Angaben gespickt worden seien.
Die diesbezüglichen Meldungen in der deutschen
Presse knüpfen lediglich auf die Berichterstattung der serbischen sensatiolistischen
Presse an. Der Zustand in der SOK entspricht ihrer Verfassung. Der Patriarch ist weiterhin
das Oberhaupt der SOK. Am vergangenen Montag wurde ausdrücklich mit seinem Segen die
Hl. Liturgie in der Hl.-Sava-Kathedrale in Belgrad zelebriert. Daran nahmen alle an
der Tagung des Hl. Konzils beteiligten Bischöfe der SOK teil, was über die Einheit
der Kirche Zeugnis ablegt.
Das Hl. Konzil ist das oberste Gremium der SOK,
dass sich mit grundsätgzlichen Aufgaben der Kirche befasst. Seine Mitglieder sind
alle Bischöfe der SOK einschließlich der autonomen Orthodoxen Erzdiözese Ohrid (Ehemalige
Jugoslawische Republik Makedonien). Der Hl. Synod kann als «Kirchenregierung» beschrieben
werden und besteht aus gewählten Oberhirten der SOK. Seine fünf Mitglieder entscheiden
über die Tagesgeschäfte der Kirche. Der Patriarch führt im Normalfall den Vorsitz
in beiden Gremien. Bei seiner Behinderung sieht die Verfassung der SOK Vertretung
vor.