Es ist ein Durchbruch: Die anderthalbjährige schwere Staatskrise im Libanon ist offenbar
beigelegt. Bei ihren Gesprächen in der Hauptstadt von Katar, Doha, einigten sich die
streitenden Parteien des Libanon in den letzten Stunden auf ein Abkommen. Erst letzte
Woche hatten blutige Zusammenstöße von Hisbollah und regierungsfreundlichen Gruppen
ca. 70 Todesopfer gefordert.
Kernpunkt der Einigung von Doha ist die Wahl eines
neuen Staatspräsidenten, die seit November blockiert war. Sie soll am Sonntag durchgeführt
werden. Voraussichtlicher Staatschef ist Michel Suleiman, christlicher Maronit und
bislang Armeechef. Außerdem sieht das Abkommen eine Regierung der nationalen Einheit
vor – das bedeutet unter dem Strich eine Rückkehr der Hisbollah von der militärischen
in die politische Arena. Dazu passt, dass der Text jeden Griff zu den Waffen aus politischen
Gründen verbietet. Das Protest-Camp der Hisbollah, das seit Monaten das Stadtzentrum
von Beirut prägt, soll noch an diesem Mittwoch abgeräumt werden. Syrien, das offenbar
zusammen mit Iran hinter der Hisbollah steht, hat die Einigung von Doha begrüßt und
vermutlich hinter den Kulissen Druck auf die Hisbollah ausgeübt, um sie zur Zustimmung
zu bringen.
Das Abkommen von Doha nach fünf Tagen der Verhandlungen hat das
Zeug, einen neuen Bürgerkrieg im Zedernstaat zu verhindern. Es erinnert an das Abkommen
von Taif, das 1990 einen fünfzehnjährigen Bürgerkrieg beendete. Papst Benedikt hatte
in den letzten Wochen immer wieder vor einem neuen Waffengang im Libanon gewarnt.
Aus christlicher Sicht ist der Libanon eine Art Modell für das friedliche Zusammenleben
vieler religiöser Gruppen im Nahen Osten. Das System des Libanons ist aber heftigem
Druck von innen und außen ausgesetzt. Von außen, weil die Teilhabe der religiös-ethnischen
Gruppen an der Macht immer neu ausbalanciert werden muss. Und von außen, weil Länder
wie Syrien und Iran, aber auch Frankreich oder die USA den Libanesen immer wieder
dreinreden. Eine der geachtetsten Stimmen im Libanon ist die des maronitischen Patriarchen,
Kardinal Nasrallah Sfeir.