In Osnabrück hat am
Mittwochabend der 97. Deutsche Katholikentag begonnen. Neben 35.000 Dauerteilnehmern
werden bis zum Wochenende täglich rund 20.000 Tagesgäste erwartet. Nach der Eröffnung
ist ein buntes Fest in der Innenstadt geplant. Zahlreiche Prominente aus Politik,
Kirche, Kultur und Wirtschaft haben ihr Kommen zugesagt. Erwartet werden Bundespräsident
Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Parteivorsitzenden Kurt Beck
und Guido Westerwelle. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nimmt ebenfalls
an einer Diskussion teil. Im Mittelpunkt des Treffens stehen die Themen Jugend, Umwelt
und sozialer Friede. Das Motto des Katholikentages stammt aus der Bibel. Es heißt:
„Du führst uns hinaus ins Weite“.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen
(CDU) hat hohe Erwartungen an das Treffen von Osnabrück. Dem Kölner Domradio sagte
sie:
„Ich erwarte, dass ich dort Mitstreiter habe, die darum ringen, dass
die kinderreiche Familie wieder in die Mitte unsere Gesellschaft gerückt wird. Also
Familien mit kleinen Einkommen, die keine hohen Steuern zahlen und die nicht in die
Armut abrutschen dürfen. Und dass auch das dritte und vierte Kind in den Blick genommen
wird. Gerade beim Thema Kindergeld hat man Fixkosten, denen man nicht entgehen kann
- und diese Familien sind besonders auf das Kindergeld angewiesen. Seit 1995 wurde
das Kindergeld für das dritte Kinde nicht mehr erhöht. Man ahnt also, dass es an der
Zeit ist, die kinderreichen Familien wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu
stellen.“
Die Ministerin war nur Stunden vor Eröffnung des Katholikentags
voll des Lobes für die deutsche Kirche:
„Das Spannende bei der Kirche ist,
dass sie eine fantastische, uralte Institution ist, die man immer wieder totgesagt
hat. Wo man gesagt hat, die Moderne rauscht über die Kirche hinweg, so dass sie verschwindet.
Die Kirche hat es aber immer wieder geschafft, ihre Werte, ihre Traditionen zu bewahren,
und hat sich gleichzeitig modernisiert – und das Gleiche stelle ich mir für Familien
von heute vor. Wir wollen die Werte der Familie; wir sehnen uns nach Verantwortungsübernahme,
nach Geborgenheit, Mitmenschlichkeit, Leistungsbereitschaft in einer Gruppe wie der
Familie. Aber wir dürfen nicht sagen: Familie bleibt wie vor 50 oder 100 Jahren. Wenn
die Welt sich weiter dreht, müssen wir die Rahmenbedingungen von Familie modernisieren,
um die Werte, die uns wichtig sind, zu erhalten.“
Die Kirchenvolksbewegung
„Wir sind Kirche“ warnt zum Auftakt des Katholikentags vor einem Bedeutungsverlust
der katholischen Kirche in Deutschland. Die Basis sei sehr brüchig, die Stimmung von
Abbruch und nicht von Aufbruch geprägt. Gründe seien der Priestermangel und die mangelnde
Integration von Laien in die kirchlichen Strukturen.