Die Pastoralvisite
Papst Benedikts in den Riviera-Bistümern an diesem Wochenende war ein „Fest des Glaubens“
– mit diesen Worten dankte Genuas Kardinal Angelo Bagnasco dem Kirchenoberhaupt für
seinen Besuch, der am Sonntag Nachmittag mit einem Gottesdienst in Genua zu Ende ging.
Vor rund 100.000 Menschen auf dem größten Platz der ligurischen Hafenstadt
rief Papst Benedikt am Dreifaltigkeitssonntag dazu auf, einen reflektierten Glauben
zu entwickeln, der die Voraussetzung für den Dialog mit allen anderen Menschen sei.
„Pflegt einen überlegten Glauben, der fähig ist, einen Dialog mit allen
zu führen - mit den nichtkatholischen Brüdern, mit den Nichtchristen und den Nicht-Glaubenden.
Treibt euer großzügiges Teilen mit den Armen und Schwachen nach der ursprünglichen
Praxis der Kirche voran, indem ihr immer aus der Eucharistie Inspiration und Kraft
zieht. … Ich ermahne alle, in der missionarischen Dimension zu wachsen, die ebenso
wesentlich wie die Gemeinschaft ist. Die Dreifaltigkeit ist de facto gleichzeitig
Einheit und Sendung.“
Zudem riet der Papst den Gläubigen, das Gemeinwohl
auch vor berechtigte Einzelinteressen zu stellen und Parteiungen und Partikularismus
zu vermeiden. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Benedikt XVI. eine theologische
Ausführung zur Dreifaltigkeitslehre. Dabei nannte er den drei-einen Gott eine „dialogische
Einheit“:
„Das menschliche Geschöpf, das nach seinem Bild und Gleichnis
geschaffen ist, spiegelt diese Verfassung: Es ist daher berufen, sich im Dialog zu
verwirklichen, im Gespräch, in der Begegnung. Besonders Jesus hat uns geoffenbart,
dass der Mensch wesentlich „Kind“ ist, Geschöpf, das in Beziehung zu Gott-Vater lebt.
Der Mensch verwirklicht sich nicht in einer absoluten Autonomie, indem er sich vorspiegelt,
Gott zu sein, sondern im Gegenteil indem er sich als „Kind“ wieder erkennt - eine
offene Kreatur, ausgestreckt nach Gott und den Geschwistern, in deren Antlitz er das
Bild des gemeinsamen Vaters wieder findet.“
Dieses Verständnis von Gott
und vom Menschen liege einem entsprechenden Modell menschlicher Gemeinschaft und daher
auch der Gesellschaft zugrunde, führte Papst Benedikt aus.
„Es ist ein
Modell, das jeder normierenden, rechtlichen und institutionellen Regelung vorausgeht,
ja ich möchte sagen sogar jeder kulturellen Spezifizierung. Es ist ein Modell der
menschlichen Familie quer durch alle Zivilisationen, das wir Christen gewöhnlich seit
unserer Kindheit ausdrücken, indem wir sagen, dass alle Menschen Kinder Gottes sind
und daher alle Geschwister. Es handelt sich um eine Wahrheit, die seit dem Anfang
hinter uns steht und gleichzeitig auch vor uns wie ein Projekt, nach dem wir uns bei
jedem sozialen Aufbau ausrichten.“ (rv 19.05.2008 gs)