In der Gesellschaft ist erneut ein heftiger Streit über kriminelle Rumänen aufgebrochen.
Eine 16-jährige Roma hatte letzte Woche angeblich versucht, in Neapel ein Kind zu
entführen; daraufhin steckte eine aufgebrachte Menge mehrere improvisierte Unterkünfte
in einem Roma-Lager in Brand. Die neue italienische Regierung von Ministerpräsident
Silvio Berlusconi will für mehrere Städte Sonderkommissare für den Umgang mit kriminellen
Rumänen ernennen; in Rom ist ein Postfaschist (Gianni Alemanno, „Alleanza Nazionale“)
letzten Monat mit dem Thema Sicherheit überraschend zum Bürgermeister gewählt worden.
Italiens
Kirche warnt vor Stimmungsmache gegen „Zingari“, wie man sie auf italienisch nennt,
und weist auf die Würde jedes Menschen hin, egal woher er kommt. Besonders die Kardinäle
von Neapel, Turin und Genua – wo am Wochenende der Papst erwartet wird – melden sich
zu Wort. Es gelte, „Extremismus zu vermeiden und würdige Aufnahmebedingungen für alle
zu schaffen, die sich an die Regeln halten“, meint Kardinal Angelo Bagnasco, Vorsitzender
der Bischofskonferenz, in einem Interview mit der Zeitung „La Repubblica“.
Der
Priester Piero Gabella war einmal Roma-Beauftragter der italienischen Bischöfe und
wohnt selbst in einem „Nomaden-Camp“. Er sagte uns:
„Wir haben die Uni
Verona mit einer Studie aller Fälle so genannten Kindesraubs beauftragt – Ergebnis:
Nicht an einem einzigen Fall im Italien des letzten Vierteljahrhunderts war wirklich
etwas dran. Also, aus meiner Sicht ist da ein Mechanismus in Gang, der den Leuten
Angst macht, und dann reicht die erstbeste Gelegenheit, um sich bestätigt zu sehen.
Ein Mechanismus, den wir nicht kontrollieren können. Wenn ich in den Menschen diesen
Mangel an Respekt für die anderen schüre, dann geht ihnen dieser Respekt verloren,
und sie können überhaupt nicht mehr klar sehen... Aber natürlich sind die „Zingari“
auch keine Heiligen, auch sie haben ihre Mängel. Einige von ihnen stehlen – aber doch
nicht alle!“