Mordechay Lewy, Israels
neuer Botschafter am Heiligen Stuhl, hat am Montag Papst Benedikt seine Beglaubigungsschreiben
überreicht und damit seine Stelle in Rom angetreten. Lewy versicherte dem Papst, dass
Israel sich weiterhin für den Schutz der bedrohten christlichen Minderheit einsetzen
werde. Das Kölner Domradio hat vor kurzem mit dem Botschafter ein Interview geführt.
Mordechay Lewy ist das, was man einen interessanten Menschen nennt. Gewandt auf
dem gesellschaftlichen Parkett, gebildet, charismatisch. In Israel geboren, hat der
heute 59-jährige deutsche Wurzeln, die er auch Papst Benedikt in seiner Antrittsrede
als Botschafter beim Heiligen Stuhl darlegte. Mordechay Lewy Urgroßvater ist Ende
des 19. Jahrhunderts von Amerika nach Berlin ausgewandert. Sein Vater floh vor der
Shoah nach Palästina. Er selbst wuchs teils wieder in Berlin auf. Der studierte Historiker
bekleidete verschiedene Positionen im diplomatischen Dienst in Bonn und Berlin, in
Stockholm und Bangkok. „Erklär mir Israel“ ist eine Bitte, der Mordechay Lewy in seiner
Laufbahn oft nachkommen musste. Die Besonderheiten seines Heimatlandes macht er auch
an Jerusalem fest. „Ich glaube das ist ein Attribut, das Jerusalem keinem gleich
macht: heilig zu sein für drei Weltreligionen, oder die 3 monotheistischen Religionen
- das ist nicht nur eine Freude, sondern auch ein Bürde.“ Dem deutschen Papst
versicherte Lewy, dass Israel an seinem Engagement festhalten werde, den Staus quo
der christlichen Heiligen Stätten zu bewahren. Der politische Status Jerusalems ist
international umstritten – anders als für die Israelis, erklärt Lewy. OT 2:35
die Statusfrage ist für uns Israelis ganz klar. Die Stadt ist seit 1967 wiedervereinigt
und gilt als Hauptstadt Israels, wird nicht von allen anerkannt, aber alle respektieren
es eigentlich, denn der Alltag ist schon etwas stärker als manchmal Prinzipienreiterei.
Es ist aber sicher so, dass die Palästinenser viel an Boden verloren haben wegen ihrer
internen Streitereien mit der Hamas und der Fatah, denn die palästinensische Regierung,
die ja die Wahlen gewonnen hat, hat sich ins Abseits bugsiert, sodass sie kaum als
Gesprächspartner für uns in Frage kommt. Nicht Fatah – aber mit Hamas sehe ich das
nicht kommen.
Die Situation der Christen im Heiligen Land sieht der neue
Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl positiver als viele andere Kommentatoren.
Zwar habe er volles Verständnis für die Abwanderung,
„aber ich muss sagen,
dass die Ab- und -Zuwanderung ins Heilige Land ja nichts Neues Ist. Im 19. Jahrhundert
gab es große Auswanderungsströme aus Jerusalem und Bethlehem Richtung Amerika, besonders
nach Südamerika. Und die haben nichts mit Politik, sondern mit Wirtschaft zu tun.
So sehe ich auch heute die Ab- und Zuwanderung mehr unter wirtschaftlichem Vorzeichen."
In
gewisser Weise hätten die Kirchen selbst in früherer Zeit die Basis für die heutige
Abwanderung geschaffen.
„Ich glaube, dass die Kirchen hier die Opfer ihres
eigenen Erfolges sind. Im 19. Jahrhundert sind hier viele Sozialinstitutionen im Schulwesen
gerade von den kirchlichen Seiten sehr gefördert worden. Sie haben hier einen christlichen
Mittelstand gefördert. Und was den Mittelstand besonders kennzeichnet, ist Beweglichkeit,
Mobilität. Das heißt, sie haben nicht die Arbeitschancen gemäß ihrer beruflichen Ausbildung.
Und dass sie gut ausgebildet sind, ist den kirchlichen Investments im Schul- und dem
Sozialwesen im 19. Jahrhundert zu verdanken, auch wenn es heute nur geringere Zahlen
an christlichen Studenten oder Schüler gibt, denn zu 95 Prozent sind heute das Moslems.
Wir haben also hier einen Mittelstand, der überqualifiziert ist und daher seine Chancen
anderswo sucht – ich sehe da keinen politischen Hintergrund.“
Ob Mordechay
Lewy bei seinem Abtrittsbesuch im Apostolischen Palast den Papst nach Israel eingeladen
hat, wissen wir nicht. Als sicher gilt hingegen, dass Benedikt XVI. sehr gerne ins
Heilige Land reisen würde.
„Er ist ja schon mehrmals eingeladen worden,
und er wird sicherlich den für ihn passenden Zeitpunkt aussuchen um seinen Besuch
zu realisieren. Es hängt vor allem von ihm ab! Bei uns ist er herzlich willkommen.“ (Mit
Material von Domradio, 14.05.2008 gs)