2008-05-15 13:25:48

Bolivien: „Kardinal erwünscht“


RealAudioMP3 Das kleine lateinamerikanische Land Bolivien erlebt derzeit eine schwere Krise: Mehrere Provinzen, die von der Opposition beherrscht werden, versuchen den Präsidenten zu entmachten. Der Sozialist Evo Morales, erster Indio im Amt des Staatschefs, muss sich bis zum Sommer einem Referendum stellen. Dabei wird er abgewählt, wenn er nicht wieder die 53 Prozent erreicht, mit denen er ins Amt kam. Das Referendum kann allerdings auch zu einer Absetzung der Provinzpräfekten führen.

Schon lange ist in Bolivien ein heftiger Streit zwischen Regierung und Opposition im Gang. Dabei geht es um ein ganzes Bündel von Themen, u.a. um eine von Morales gegen die Opposition durchgesetzte neue Verfassung. Dem Land droht eine Spaltung zwischen reichen und armen Provinzen, zwischen Anden-Hochland und fruchtbarer Tiefebene. Seit drei Monaten versucht nun Kardinal Julio Terrazas zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Seine offizielle Aufgabe ist es, den „Dialog zu erleichtern“. Terrazas ist Präsident der Bischofskonferenz und Erzbischof der Stadt Santa Cruz, deren Gouverneur wiederum Wortführer der Anti-Morales-Bewegung ist. Dass der Kardinal Anfang des Monats beim Autonomie-Referendum für Santa Cruz ebenfalls zu den Urnen gegangen ist, hat nun den Zorn der Opposition erregt: Damit disqualifiziere sich der Kardinal doch als neutraler Vermittler zwischen den Streitenden. Der Kardinal wendet ein, als Bürger von Santa Cruz sei es doch sein Recht, an der Wahl teilzunehmen. Und Vizeminister Hector Arce, enger Vertrauter von Präsident Morales, bekräftigt, Terrazas dialog-erleichternde Arbeit sei „weiter hochwillkommen“, und überhaupt dürfe sich in dem Streit vermittelnd engagieren, wer wolle – etwa die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) oder auch die EU. Die Kirche warnt eindringlich vor der Gefahr einer Spaltung Boliviens; einem neu ernannten Nuntius hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone Ende April die Worte mit auf den Weg gegeben: „Dich erwartet ein Land voller Hoffnungen, aber auch voller wirtschaftlicher und sozialer Spannungen.“
(rv 15.05.2008 sk)







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