Gesine Schwan macht
in den deutschen Medien im Moment wieder Schlagzeilen: Die SPD denkt über eine erneute
Kandidatur der Professorin für das Amt des Bundespräsidenten nach. Falls sie gewählt
würde, wäre sie erst das zweite katholische Staatsoberhaupt im Deutschland der Nachkriegszeit.
Aldo Parmeggiani fragte Gesine Schwan, ob sie kandidieren wird - und bekam folgende
Antwort:
(lacht)“Wissen Sie, ich glaube, Sie haben Verständnis dafür, dass
das eine Frage ist, über die ich mich jetzt nicht äußere.“
Dafür erzählte
sie Radio Vatikan, wie ihr Glaube durch den frühen Tod ihres Mannes auf eine harte
Probe gestellt wurde. Schwan sprach damals mit zwei Geistlichen, doch kurz darauf
begann sie eine Psychoanalyse.
“Ich habe daraufhin eindringliche Gespräche
mit zwei Geistlichen geführt, die mir helfen sollten, aus einem Dilemma, das ich als
ein moralisches Dilemma empfand, herauszukommen. Aber ich bin aus dieser Depression
trotzdem nicht heraugekommen und habe deswegen eine Psychoanalyse begonnen, auch weil
ich mit der zwar nach außen beherrschten, aber innen spürbaren tiefen Traurigkeit
meine Kinder nicht belasten wollte. Jetzt wird man vielleicht von der katholischen
Kirche her sagen: Diese langen Gespräche mit den Geistlichen haben dir nicht geholfen,
deswegen hast du dich in eine weltliche Analyse begeben. Ja, aber meine Antwort ist
darauf: Auch das ist sozusagen ein Stück der Schöpfung Gottes, und wenn man auf diese
Weise Klarheit über sich selbst erlangt, wenn man merkt, dass das, was man als moralisches
Dilemma angesehen hat, kein moralisches Dilemma war, sondern eine ganz anders gelagerte
Ungeklärtheit der inneren seelischen Konstellation, dann fühlt man sich befreit. Ich
glaube, dass hier auch die katholische Kirche - und das geschieht ja auch - durchaus
offen sein soll: dass zuweilen geradezu ärztliche, seelenärztliche Mittel wichtig
sind, um einen Menschen, der zwar glaubt, aber dann doch in sehr große Zweifel gerät
und große Verzweiflung, daraus wieder zu befreien.“
Die Präsidentin
der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) war schon 2004 Bewerberin um das Amt
des Bundespräsidenten. Unser vollständiges Interview mit Gesine Schwan hören Sie am
Sonntagabend in der Sendung „Aktenzeichen“. (rv 14.05.2008 mg)