Knapp zwei Wochen
nach dem verheerenden Zyklon „Nargis“ droht dem schwer verwüsteten Burma nach Angaben
der UNO ein weiterer Wirbelsturm. Im Katastrophengebiet nehmen Privatleute die Hilfe
inzwischen selbst in die Hand, denn das Militärregime erschwert den Mitarbeitern von
internationalen Hilfswerken weiterhin die Einreise ins Land. Reinhard Würgner,
Leiter des Asienreferates bei Caritas International, berichtet im Interview mit dem
Kölner Domradio, dass viele Helfer im thailändischen Bangkok festsitzen.
„Es
geht prinzipiell um die Visum-Erteilung. Es gibt offensichtlich verschiedene Möglichkeiten
der Erteilung der Einreisegenehmigungen. In Asien scheint es aber schwieriger als
in Europa zu sein. Es sind viele Kollegen, die nun in Bangkok gestrandet sind, sozusagen,
und dort auf eine Visum-Erteilung warten. Das scheint aber sehr schwierig zu sein.
Es kann nämlich keiner Genaueres sagen, und niemand kann erklären, warum der eine
ein Visum bekommt und der andere nicht. Es gibt keine klare Regelung, die für uns
auch verständlich wäre.“
Die humanitären Organisationen sind praktisch
ausschließlich auf einheimische Hilfskräfte angewiesen. Caritas-Mitarbeiter Würgner
hat bereits mit Helfern vor Ort sprechen können.
„Die Situation ist nach
wie vor dramatisch. Man versucht dort zu helfen, wo es geht. Es gibt viele Freiwillige,
die sich engagieren. Sie helfen vor allem Kindern, die durch den Sturm ihre Eltern
verloren haben. Unsere Helfer versuchen Auffanglager zu organisieren, wo man die Menschen
erstmal unterbringen kann. Die Versorgungslage muss aber katastrophal sein. Es gibt
Schätzungen, dass bislang erst zwischen 10 und 20 Prozent der wirklich Hilfsbedürftigen
unterstützt wurden. Experten sagen, dass es rund 1,5 Millionen Burmesen sind. Die
anderen sind immer noch bei den Unglücksstellen und versuchen zu überleben.“
Simone
Pott von der Welthungerhilfe betont vor allem die Gefahr von Seuchen: „Sie
ist natürlich sehr hoch. Jeder Tag, an dem Leichen und Tierkadaver im Wasser treiben
und die Menschen kein sauberes Trinkwasser haben, erhöht die Gefahr. Der Regen hilft
im Augenblick, das Problem des Trinkwassers zu beheben. Denn die Menschen versuchen,
das Wasser zu sammeln. Es ist also besser, wenn es ein bisschen regnet. Aber auf der
anderen Seite verdorren und verrotten so auch die letzten Sachen, die die Burmesen
haben vielleicht retten können. Auch die letzten Nahrungsmittelvorräte werden mit
diesem neuen Regen aufgeweicht und verschimmeln.“
Der Zyklon „Nargis“,
der am 2. und 3. Mai über Burma hinwegzog, hinterließ mindestens 60.000 Tote oder
Vermisste in dem südostasiatischen Land. (rv/domradio/ap 14.05.2008 mg)