Vor vierzig Jahren
– am 25. Juli 1968 – veröffentlichte Paul VI. die Enzyklika „Humanae Vitae“ über
die künstliche Geburtenregelung. Damals wie heute ist diese Enzyklika umstritten,
weil sie den Gebrauch von Verhütungsmitteln verbietet und allein die natürliche Empfängnisregelung
erlaubt. Aus Anlass des Jahrestages fand jetzt an der Päpstlichen Lateran-Universität
eine internationale Tagung statt. Am Samstag empfing Papst Benedikt XVI. die Teilnehmer
des Kongresses in Audienz:
„Vierzig Jahre nach der Veröffentlichung der
Enzyklika ist nicht nur ihr Lehrinhalt unverändert wahr, es zeigt sich auch die Weitsicht,
mit der das Problem behandelt worden ist. Die eheliche Liebe wird nämlich als ein
ganzheitlicher Prozess beschrieben und bleibt nicht bei einer Trennung von Leib und
Seele stehen; auch ist diese Liebe nicht allein Gefühlen unterworfen, die oft flüchtig
und fragwürdig sind, sondern sie nimmt die Einheit der Person ernst und die Tatsache,
dass die Eheleute alles miteinander teilen, wenn sie sich gegenseitig schenken im
Versprechen einer treuen und exklusiven Liebe, die Frucht einer wirklich freien Wahl
ist. Das werdende Leben ist immer eine unschätzbare Gabe – Immer wenn wir sein
Entstehen erleben, sehen wir die schöpferische Kraft Gottes am Werk, der dem Mensch
vertraut und der ihn so dazu beruft, die Zukunft mitzugestalten in der Kraft der Hoffnung.“
Die
in Humane Vitae ausgedrückte Wahrheit bleibe unverändert, so Benedikt
„Im
Gegenteil, gerade im Licht neuer wissenschaftlicher Entdeckungen ist ihre Lehre aktueller
denn je und provoziert eine Reflexion über die ihr innewohnenden Werte nachzudenken.
Das Schlüsselwort, um angemessen ihre Inhalte zu verstehen, bleibt die Liebe… In einer
Kultur, in der das Haben über Das Sein dominiert, riskiert das menschliche Leben seinen
Wert zu verlieren. Wenn die Ausübung der Sexualität sich in eine Droge verwandelt,
die den Partner den eigenen Sehnsüchten und Interessen unterwirft, ohne die Zeiten
der geliebten Person zu respektieren, dann geht es nicht mehr nur darum, das wahre
Verständnis von Liebe zu verteidigen, sondern zuallererst die Würde der Person überhaupt.
Als Gläubige können wir niemals zulassen, dass die Vorherrschaft der Technologie den
Wert der Liebe und die Heiligkeit des Lebens zerstört.“
Angesichts des
oft fragwürdigen Verhaltens von jungen Menschen sei eine Erziehung „zum Leben“ dringend
geboten:
„Ich hoffe wirklich sehr, dass man sich ganz besonders der Jugendlichen
annimmt, damit sie den wahren Sinn der Liebe lernen und sich durch eine angemessene
Erziehung auf die Sexualität vorbereiten, ohne sich von flüchtigen Botschaften abbringen
zu lassen, die das Erreichen des Wesens der Wahrheit behindern, um die es hier geht.
Sich falsche Vorstellungen über die Liebe zu machen oder sich Illusionen hinzugeben,
was die ursprüngliche Verantwortung angeht, die wahrzunehmen man aufgerufen ist, wenn
man seine Sexualität ausübt, gereicht einer Gesellschaft nicht zu Ehre, die für sich
die Prinzipien von Freiheit und Demokratie in Anspruch nimmt. Die Freiheit muss sich
mit der Wahrheit verbinden und die Verantwortung mit der Kraft zur Hingabe an den
anderen, die auch Opfer einschließt; ohne diese Elemente kann die Gemeinschaft der
Menschen nicht wachsen, und ständig lauert die Gefahr, sich in einem Zirkel erstickenden
Egoismus’ einzuschließen.“