2008-05-08 12:56:10

Vatikan: Dialog mit Islam auf gutem Weg


Der Brief der 138 Moslemgelehrten an die christlichen Religionsführer öffnet eine noch nie da gewesene Chance auf Dialog. Das sagt der Islamfachmann P. Christian Troll, der am Dienstag an der römischen Gregoriana-Universität einen Vortrag über den „Brief der 138“ hielt. Im Gespräch mit uns zieht der Jesuitenpater eine Zwischenbilanz über den Stand der Dinge im Dialog zwischen Christen und Moslems. Die Rede von Regensburg über Glaube und Vernunft, die zunächst so viel Schlechtes loszutreten schien, erwies sich im Nachhinein als Signal, sagt Troll:

„Was geschehen ist in den letzten zwei, drei Jahren, ist, dass mit dem Beginn des neuen Pontifikates die Prioritäten, die dieser Papst sieht, eingebracht worden sind. Und dass man jetzt stärker die Frage Glaube und Vernunft, Gewalt, Machtpolitik im Namen der Religion, gemeinsam mit hoffentlich denselben Kriterien für alle anwendend - also auch das gelebte Christentum und die Kirche anwendend – einbringt und den Dialog weiterführt. Dieser Prozess läuft weiter.“

Pater Troll ist beteiligt sich an der Vorbereitung des katholisch-muslimischen Treffens, das im kommenden November im Vatikan stattfinden wird und konkretes Ergebnis des „Briefs der 138“ ist. Als unverzichtbare Basis des Dialogs benennt der Jesuit den ehrlichen Willen, einander kennen zu lernen. Das schließe die geistige Dimension des anderen ein, nehme dann aber auch die jeweilige konkrete Realität des anderen in den Blick.

„So wie bei uns auch. Als Christ schaue ich auch auf das, was wir ideal sein wollen, und ich sehe dann die Realität, die oft ein bisschen anders ist.“

Nicht wenige Menschen der westlichen Welt betrachten Moslems mit Unbehagen, ja Misstrauen. Dabei liegt das wahre Problem, meinen Fachleute wie Pater Troll, nicht im Glauben, sondern in der Gleichgültigkeit dem Glauben gegenüber. So muss ein Dialog zwischen Christen und Moslems immer auch die dritte Dimension, die des Säkularismus, mit-denken.

„Die größte Gefahr kommt nicht von den Muslimen her aufs Christentum zu, sondern die größte Herausforderung ist an Muslime und Christen, ob wir wirklich Glaubende an Gott sein wollen, ob wir Menschen sein wollen und können, die noch beten, kurz gesagt.“

(rv 08.05.2008 gs)







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