In welche Richtung
geht die christliche Soziallehre angesichts der Herausforderungen der Globalisierung?
Wie sieht Gemeinwohl aus, und wie können Staaten Gemeinwohl heute besser sichern?
Darüber sprachen in diesen Tagen die Angehörigen der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften
bei ihrer Vollversammlung, die am Dienstag im Vatikan zu Ende gegangen ist. Die Neuentwicklung
der christlichen Soziallehre ging dabei von verschiedenen Disziplinen wie Soziologie
und Wirtschaft aus, erklärt Angelika Nußberger, neu ernanntes Mitglied der Akademie
und Direktorin des Instituts für Ostrecht an der Universität zu Köln:
„In
der Soziologie ging es beispielsweise um die Frage, inwieweit man von der Idee, dass
Waren durch Markt und Staat geliefert werden, wegkommen und auch den Sektor gesellschaftliche
Leistungen mehr einbeziehen kann. Von den Soziologen wurden da interessante Theorien
entwickelt zu den Beziehungen, die entstehen, wenn man sich gegenseitig etwas schenkt,
wobei man ja nicht unmittelbar etwas zurückbekommt, aber dann auf lange Sicht vielleicht
mehr zurückbekommt oder anderes zurückbekommt, und welche Beziehungen dadurch entstehen.“
Die
Marktwirtschaft, die in der westlichen Welt als ökonomische Norm, ja geradezu als
Voraussetzung für Demokratie gilt, ist aus christlicher Sicht nicht der Weisheit letzter
Schluss. In der Päpstlichen Sozialakademie sucht man nach Modifizierungen. Nußberger:
„Bei den wirtschaftlichen Vorträgen ging es um die Frage, inwieweit man
von diesen auf Selbstinteresse, Eigeninteresse gestützten, rein marktwirtschaftlichen
Beziehungen wegkommen kann und andere, mehr auf Solidarität gestützte Beziehungen
miteinbeziehen kann. Es geht eben darum, zu verstehen, wie sich gegenseitig veschiedene
theortische Modelle bereichern können, und wie sie die Soziallehre der Kirche weiter
entwickeln helfen können.“ (rv 06.05.2008 gs)