Burma: Papst fordert internationale Hilfen; Junta zurückhaltend
Papst Benedikt fordert
„großzügige und effektive Hilfen der internationalen Gemeinschaft“ für Burma. Er bete
für die Opfer des Wirbelsturms und versichere alle betroffenen Familien seiner Solidarität,
heißt es in einem Telegramm an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Landes,
das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Zugleich bitte er Gott um Kraft und Stärke
für die Obdachlosen und Leidenden. Der Zyklon Nargis tötete nach bisherigen Darstellungen
22.000 Menschen, mehr als 40.000 weitere werden offenbar vermisst. Das Welternährungsprogramm
geht von rund einer Million Obdachlosen aus. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist
Experten zufolge noch nicht abschätzbar. Zwar sind die ersten Soforthilfsmaßnahmen
unterdessen angelaufen - nach eigenen Angaben kommen 100.000 Euro vom Bündnis „Aktion
Deutschland Hilft“, 80.000 Euro vom katholischen Hilfswerk Misereor, 50.000 Euro von
der Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International - doch UNO- wie private Hilfsorganisationen
warten noch auf die vollständige Genehmigung der Regierung. Das Welternährungsprogramm
habe am Montag Abend ein „vorsichtiges Ja“ der Junta erhalten, so ein Sprecher. UNO-Berater
Richard Holstein berichtet aus dem thailändischen Bangkok: „Die Lage ist ähnlich
wie letztes Jahr nach dem Wirbelsturm in Bangladesch. So wissen wir im Grunde, was
zu tun ist. Doch die Not hier ist viel größer. Unser größtes Problem ist derzeit,
Zugang zu bekommen. Dazu muss die Regierung zugeben, dass das Land Hilfe von Außen
benötigt. Erst dann kann man Hilfe gut koordinieren und das ganze Ausmaß absehen.“ Die
Behörden des südostasiatischen Landes reagierten zunächst zurückhaltend auf die Hilfsangebote.
Asienexperte und PIME-Pater Bernardo Cervellera bestätigt: „Es gab bereits ähnliche
Fälle. Auch beim Tsunami vor einigen Jahren hat die Regierung internationale Hilfe
abgelehnt, weil sie keine ausländischen Beobachter akzeptieren wollten.“ Mit
Hubschraubern der Regierung werden laut Kinderhilfswerk UNICEF inzwischen Hilfsgüter
in die besonders betroffene Stadt Laputta im Irrawaddy-Delta gebracht. Im Domradio-Interview
erklärt Robert Hansen, bei den Malteser Leiter für Hilfsprojekte in Asien; „Das
liegt grundsätzlich daran, dass insgesamt seit vielen Jahren die Beweglichkeit für
Hilfsorganisationen sehr eingeschränkt ist. Wir arbeiten zur Zeit in drei Programmregionen,
und auch nur dafür haben wir Genehmigungen. Jedes einzelne Dorf, das nicht in diesen
Gebieten liegt, müssten wir umständlich beantragen. Es dürfte sich jetzt also sehr
schwer gestalten, dafür eine Genehmigung zu bekommen.“ Malteser International
will mit seinen Partnern in einigen Slumgebieten der Hauptstadt Rangun Wasserprojekte
aufnehmen, da die Wasserversorgung der Millionenmetropole fast komplett zusammengebrochen
sei. Anzeichen für Unter- und Mangelernährung der Bevölkerung gebe es jedoch seit
vielen Jahren. Nach dem Wirbelsturm werde die Not noch größer: „Nun ist es so,
dass selbst in der Hauptstadt und den umliegenden Elendsvierteln Reis nicht mehr erschwinglich
sein wird.“
Die Militärjunta in Burma kündigte über die staatlichen Medien
an, das für Samstag geplante Referendum über eine neue Verfassung in den am stärksten
betroffenen Gebieten zu verschieben. Das gelte auch für die Hauptstadt Rangun. Im
Rest des Landes solle die Abstimmung aber wie geplant stattfinden. Die neue Verfassung,
die den Weg zu Wahlen in 2010 ebnen soll, gilt als Farce, die Junta hatte den Entwurf
von einem handverlesenen Gremium ausarbeiten lassen. Pater Cervellera, Chef des Pressedienstes
Asianews, kommentiert: „Das Referendum soll die Verfassung Burmas beschließen,
mit der die Macht der Militärjunta gefestigt wird. Der UNO-Gesandte hatte die Ausarbeitung
einer Verfassung gefordert, um die Spannung zwischen der Bevölkerung und der Militarjunta
abzubauen. In Wirklichkeit hat die Junta eine Verfassung erarbeitet, die es für Oppositionsführerin
Aung San Suu Kyi unmöglich macht, Präsidentin zu werden und der Militärjunta die macht
garantiert.“ Einer der Anführer der Mönchs-Aufstands vom vergangenen Herbst
rechnet indes mit einer Manipulation des Verfassungsreferendums. Die Regierung belüge
die Weltöffentlichkeit und die Vereinten Nationen: „Sie meinen es nicht ernst mit
der Verfassung und dem Übergang zur Demokratie“, sagte Ashin Pyinnya Jota im Interview
der Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Jota ist der stellvertretende Abt des Klosters
Maggin in Rangun. (rv/pm/asianews/domradio/kna 06.05.2008 bp)