2008-05-06 13:59:40

Burma: Papst fordert internationale Hilfen; Junta zurückhaltend


RealAudioMP3 Papst Benedikt fordert „großzügige und effektive Hilfen der internationalen Gemeinschaft“ für Burma. Er bete für die Opfer des Wirbelsturms und versichere alle betroffenen Familien seiner Solidarität, heißt es in einem Telegramm an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Landes, das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Zugleich bitte er Gott um Kraft und Stärke für die Obdachlosen und Leidenden.
Der Zyklon Nargis tötete nach bisherigen Darstellungen 22.000 Menschen, mehr als 40.000 weitere werden offenbar vermisst. Das Welternährungsprogramm geht von rund einer Million Obdachlosen aus. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist Experten zufolge noch nicht abschätzbar.
Zwar sind die ersten Soforthilfsmaßnahmen unterdessen angelaufen - nach eigenen Angaben kommen 100.000 Euro vom Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“, 80.000 Euro vom katholischen Hilfswerk Misereor, 50.000 Euro von der Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International - doch UNO- wie private Hilfsorganisationen warten noch auf die vollständige Genehmigung der Regierung.
Das Welternährungsprogramm habe am Montag Abend ein „vorsichtiges Ja“ der Junta erhalten, so ein Sprecher.
UNO-Berater Richard Holstein berichtet aus dem thailändischen Bangkok:
„Die Lage ist ähnlich wie letztes Jahr nach dem Wirbelsturm in Bangladesch. So wissen wir im Grunde, was zu tun ist. Doch die Not hier ist viel größer. Unser größtes Problem ist derzeit, Zugang zu bekommen. Dazu muss die Regierung zugeben, dass das Land Hilfe von Außen benötigt. Erst dann kann man Hilfe gut koordinieren und das ganze Ausmaß absehen.“
Die Behörden des südostasiatischen Landes reagierten zunächst zurückhaltend auf die Hilfsangebote. Asienexperte und PIME-Pater Bernardo Cervellera bestätigt:
„Es gab bereits ähnliche Fälle. Auch beim Tsunami vor einigen Jahren hat die Regierung internationale Hilfe abgelehnt, weil sie keine ausländischen Beobachter akzeptieren wollten.“
Mit Hubschraubern der Regierung werden laut Kinderhilfswerk UNICEF inzwischen Hilfsgüter in die besonders betroffene Stadt Laputta im Irrawaddy-Delta gebracht. Im Domradio-Interview erklärt Robert Hansen, bei den Malteser Leiter für Hilfsprojekte in Asien; „Das liegt grundsätzlich daran, dass insgesamt seit vielen Jahren die Beweglichkeit für Hilfsorganisationen sehr eingeschränkt ist. Wir arbeiten zur Zeit in drei Programmregionen, und auch nur dafür haben wir Genehmigungen. Jedes einzelne Dorf, das nicht in diesen Gebieten liegt, müssten wir umständlich beantragen. Es dürfte sich jetzt also sehr schwer gestalten, dafür eine Genehmigung zu bekommen.“
Malteser International will mit seinen Partnern in einigen Slumgebieten der Hauptstadt Rangun Wasserprojekte aufnehmen, da die Wasserversorgung der Millionenmetropole fast komplett zusammengebrochen sei. Anzeichen für Unter- und Mangelernährung der Bevölkerung gebe es jedoch seit vielen Jahren. Nach dem Wirbelsturm werde die Not noch größer:
„Nun ist es so, dass selbst in der Hauptstadt und den umliegenden Elendsvierteln Reis nicht mehr erschwinglich sein wird.“

Die Militärjunta in Burma kündigte über die staatlichen Medien an, das für Samstag geplante Referendum über eine neue Verfassung in den am stärksten betroffenen Gebieten zu verschieben. Das gelte auch für die Hauptstadt Rangun. Im Rest des Landes solle die Abstimmung aber wie geplant stattfinden. Die neue Verfassung, die den Weg zu Wahlen in 2010 ebnen soll, gilt als Farce, die Junta hatte den Entwurf von einem handverlesenen Gremium ausarbeiten lassen. Pater Cervellera, Chef des Pressedienstes Asianews, kommentiert:
„Das Referendum soll die Verfassung Burmas beschließen, mit der die Macht der Militärjunta gefestigt wird. Der UNO-Gesandte hatte die Ausarbeitung einer Verfassung gefordert, um die Spannung zwischen der Bevölkerung und der Militarjunta abzubauen. In Wirklichkeit hat die Junta eine Verfassung erarbeitet, die es für Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi unmöglich macht, Präsidentin zu werden und der Militärjunta die macht garantiert.“
Einer der Anführer der Mönchs-Aufstands vom vergangenen Herbst rechnet indes mit einer Manipulation des Verfassungsreferendums. Die Regierung belüge die Weltöffentlichkeit und die Vereinten Nationen: „Sie meinen es nicht ernst mit der Verfassung und dem Übergang zur Demokratie“, sagte Ashin Pyinnya Jota im Interview der Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Jota ist der stellvertretende Abt des Klosters Maggin in Rangun.
(rv/pm/asianews/domradio/kna 06.05.2008 bp)








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