Der Heilige Stuhl
prüft neue Wege zur Verteidigung des „Gemeinwohls“ in Zeiten der Globalisierung. Welches
sind die positiven Aspekte der Globalisierung, und auf welche Weise kann die Kirche
gute Ansätze fördern? Dieser Frage gehen die Angehörigen der Päpstlichen Akademie
für Sozialwissenschaften bei ihrer Vollversammlung nach, die an diesem Freitag im
Vatikan begonnen hat. Bei der Vorstellung des Programms sagte der in Bologna lehrende
Soziologe Pierpaolo Donati, Mitglied der Akademie:
„Der für moderne Gesellschaften
typische Kompromiss zwischen Staat und Markt kann auf die Globalisierung nicht mehr
angemessen antworten. Unsere Hypothese ist: dieser Kompromiss zwischen dem regelnden
und eingreifenden Staat einerseits und dem freiem Markt andererseits hat dazu beigetragen,
viel Gutes zu schaffen und hat unter anderem auf der Basis der Nationalstaaten die
Bürgerrechte begründet. Doch der Nationalstaat ist heute in der Krise. Deshalb kann
der bisherige Kompromiss zwischen Staat und Markt der Globalisierung nicht genug entgegensetzen.“
Lange
hoffte die Kirche, an die Stelle der alten Ideologien Sozialismus (also: mehr Staat)
und Liberalismus (Freiheit von staatlichen Eingriffen) könnten eines Tages die Prinzipien
Eigenverantwortung und Solidarität treten, so Donati.
„Doch das Problem
ist, dass diese beiden Prinzipen entweder immer noch zu wenig bekannt sind oder aber
missverstanden, verzerrt oder einfach nicht beachtet werden. Hier müssen wir Klarheit
schaffen. Denn diese Themen werden identifiziert mit Dingen, die nicht das Geringste
zu tun haben mit Eigenverantwortung oder Solidarität, wie das die Sozialdoktrin der
Kirche lehrt.“
Aufgabe gerade der christlichen Sozialwissenschaft sei es,
„gute Praktiken“ aufzuzeigen, die aus der Kombination von Eigenverantwortung und Solidarität
entstanden seien. Konkret benannte Donati Mikrokredite, Internet-Sharing oder regionale
Landwirtschaftsbanken. (rv 02.05.2008 gs)