2008-04-28 15:41:38

Vatikan: Studie zu Bibellektüre heute


RealAudioMP3 Europäer und US-Amerikaner halten die Bibellektüre keineswegs für passé. Das ist eines der Ergebnisse einer neuen vergleichenden Studie aus verschiedenen Ländern, die im Auftrag der Katholischen Bibelföderation erstellt und an diesem Montag im Vatikan präsentiert wurde. Demnach haben in den vergangenen zwölf Monaten in Europa zwischen 20 und 38 Prozent der Befragten mindestens einmal die Bibel zur Hand genommen, in den USA 75 Prozent. Der Koordinator der Studie, Luca Diotallevi, schließt daraus:

„Aus den von uns erhobenen Daten geht hervor, dass die Säkularisierung ein Prozess ist, der das religiöse Fühlen nicht aus den Herzen und der Seele der Menschen verbannt. Die kritische Phase ist dann aber der Übergang zwischen Bibellektüre und religiöser Praxis.“

Für Bischof Vincenzo Paglia, Präsident der Katholischen Bibelföderation, sind es noch zu wenige Menschen, die in der Bibel das Buch ihres spirituellen Lebens sehen. Als eine große Gefahr bei der Bibellektüre sieht er eine fundamentalistische Leseweise. Fundamentalismus entstehe dort, wo sich verunsicherte Menschen zur Bibel wendeten, ohne sie wirklich zu verstehen. Allerdings gibt der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Erzbischof Gianfranco Ravasi, teilweise Entwarnung:

„Es beruhigt, dass die Hälfte der Interviewten in Italien und den USA eine Interpretation der Schrift für unerlässlich hält. Die hermeneutische Komponente wird als Grunderfordernis wahrgenommen. Im Gegenzug dazu steht die fundamentalistische Tendenz, doch war ich überrascht davon, dass sie weniger einschneidend ist, als ich dachte, und auch die Gründe dafür von außen kommen. Dazwischen ist noch eine reduktionistische Lesart der Bibel beobachtbar, die die Schrift auf eine Collage von Mythen oder historischen Elementen reduziert. Heute gibt es ja eine Reihe von Interpretationsmethoden - rhethorische, soziologische, anthropologische, semiotische Analysen – es gibt aber auch die der Annäherung des Gläubigen an die Schrift. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen und die Notwendigkeit einer Schriftinterpretation lebendig halten.“

Die Studie über Bibellektüre wurde im Hinblick auf die im Herbst tagende Weltbischofssynode erstellt. Diese tritt vom 5. bis 26. Oktober im Vatikan zusammen und steht unter dem Motto „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“.

(rv 28.04.2008 gs)








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