2008-04-25 14:18:28

Indien: Kastenwesen auch in der Kirche?


Das hinduistische Kastensystem ist in der indischen Gesellschaft so stark verankert, dass es auch in den Reihen der katholischen Kirche präsent ist. Beim Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ von „Kirche in Not“ befragten wir dazu Kardinal Oswald Gracias, den Erzbischof von Mumbai und Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz. Hat die katholische Kirche ein Kastenproblem?

„Ich würde sagen, das stimmt: Wir haben auch in der Kirche manche, die glauben an Kasten und leben entsprechende Vorurteile. Das ist nicht gut – aber das ist die Wahrheit.“

Die Auffassung von einem angeborenen Standesunterschied, wie ihn der Hinduismus seit Jahrhunderten vertritt, widerspricht der christlichen Weltsicht fundamental. Die indischen Bischöfe seien sich des Problems durchaus bewusst, so Gracias:

„Die Kirche hat sich ganz klar und streng dazu geäußert. Trotzdem gibt es in der Gesellschaft Kasten, besonders in der Hindu-Gesellschaft - und das hat auch einen Einfluss auf Christen in der Kirche. Wir haben viel gemacht, wir haben viel darüber diskutiert – auch unsere Bischofskonferenz. Was sollen wir machen? Vielleicht die Bildung verbessern?“

Das Problem ist auf dem Subkontinent unterschiedlich stark verbreitet. Im südöstlichen Bundesstaat Tamil Nadu beispielsweise scheint - jüngsten Erhebungen zufolge - die Diskriminierung durch das Kastensystem auch in der Kirche besonders verbreitet. Dort haben nach Angaben katholischer Beobachter Angehörige oberer Kasten sogar in der Kirche häufig andere Sitzplätze und auf dem Friedhof andere Gräber als Dalits, also Kastenlose. Kardinal Gracias:
 
„Ich komme aus Mumbai – dort haben wir keine Kasten. Aber ich verstehe die Leute, die woanders vom Kastenwesen unterdrückt werden. Das ist schwer zu verstehen, auch für uns in anderen Teilen Indiens. Aber wir müssen etwas dagegen tun.“

(rv 25.04.2008 gs)
 







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