Afrika ist im religiösen
Bereich ein Schmelztiegel: In keinem anderen Kontinent hat die Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Religionsgruppe so direkten Einfluss auf das Alltagsleben. Das hat auch
eine vatikanische Delegation festgestellt, die vergangene Woche in der kenianischen
Hauptstadt Nairobi an einem Treffen zum Thema „Interreligiöser Dialog“ teilnahm. Zusammen
mit Verantwortlichen der Bischofskonferenzen aus Ländern südlich der Sahara wurde
auch definiert, was überhaupt „Interreligiöser Dialog“ heutzutage bedeutet. Der vatikanische
Fachmann hierzu und Teilnehmer am Treffen, Kardinal Jean-Louis Tauran, hat auch Neues
erfahren:
„Was mich überrascht hat, ist die Tatsache, dass die Christen
in Afrika – nicht nur die Katholiken – ein gutes Dialognetz mit anderen Religionsgemeinschaften
aufgebaut haben. Das war mir gar nicht klar, obwohl ich mich seit Jahren damit beschäftige.
Diese interreligiösen Gespräche sind durchaus sehr effektiv. Es herrscht eine allgemeine
Überzeugung, dass die Christen den Auftrag haben, in einem multireligiösen Afrika
ihren Glauben zu verkünden. Was ich nicht wusste, ist, dass dies bereits seit längerer
Zeit erfolgreich läuft. Auch wusste ich nicht, wie gehaltvoll diese Initiativen sind.“
Der
interreligiöse Dialog ist deshalb keine akademische Angelegenheit mehr, sondern ein
echter „Dialog des Lebens“, so Kardinal Tauran, der den vatikanischen Dialograt leitet.
„Die
eigene Identität ist die Grundvoraussetzung für einen wahren Dialog. Es ist wichtig,
zu wissen, wer man ist und an was man glaubt. Denn wer glaubt, ist dialogfähig. Wer
die eigene Identität und das Sein des Anderen kennt, weiß auch, was Freiheit ist.
Beim christlich-muslimischen Dialog bedeutet das konkret, dass beide Seiten sich für
die Religionsfreiheit einsetzen müssen. Dieses Recht kann nicht erzwungen werden.
Entweder fühlt man sich der einen oder der anderen Gemeinschaft zugehörig und respektiert
das - oder es kann keinen Dialog geben.“