D: 50 Jahre KAAD – Katholische Elitenförderung weltweit
Vor 50 Jahren wurde
in Deutschland der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD) gegründet. Am Wochenende
findet aus diesem Anlass in Bonn eine Jubiläums-Akademie statt unter dem Thema: „Gemeinsame
Zukunft in einer gerechten Welt. Perspektiven aus den Kulturen und Religionen“. Dass
es innerhalb der katholischen Kirche eine solche Einrichtung gibt, ist auch vielen
Katholiken unbekannt - der KAAD wirkt eher leise und im Hintergrund durch Investitionen
in die Zukunft. Ausländische Studierende, die nach Deutschland kommen, werden gefördert
durch Stipendien und eine intensive Begleitung. Hermann Weber ist Generalsekretär
des KAAD. Zu den Motivationen der Gründergeneration sagt er: „Zum einen ging
es darum, aus pastoraler und letztlich auch caritativer Perspektive sich der Menschen
anzunehmen, die aus Übersee wieder stärker nach Deutschland kamen, und ihnen einen
Ausländerdienst – so ist ja auch unser Titel – anzubieten. Das hat sich allerdings
sehr schnell konzentriert auf die ausländischen Studierenden. Man wollte sich von
Seiten des deutschen Laienkatholizismus und der damaligen Fuldaer Bischofskonferenz
weltkirchlich neu – wir sagen heute – „vernetzen“, das heißt in Beziehung setzen zu
den Partnerkirchen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas; und dieses über
„Brückenpersonen“, Personen also, die hier in Deutschland waren, unsere Kultur kennen
gelernt haben, gastfreundlich empfangen werden sollten... und die dann als „Botschafter“,
als Laienmissionare, wie man damals auch sagte, wieder in ihre Länder zurückgingen.“ Das
Engagement des Stipendiatenwerks ist auch heute sehr gefragt – Stichwort: Globalisierung.
Die ist für den KAAD nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Realität, die sie als
katholische Institution durch Elitenförderung positiv mitgestalten will. „Wir
versuchen, an der Schnittfläche von kirchlicher Arbeit und der akademischen Welt mit
der Ausstrahlung in die Zivilgesellschaften hinein Personen als Multiplikatoren zu
fördern, Globalisierungsprozesse als eine wirkliche Begegnung der Kulturen und Religionen
mitzugestalten und damit ein explizit spirituelles Moment hineinzubringen.“ Weltweit
ist es das einzige Stipendienwerk der katholischen Kirche. Mehrere Tausende Studenten
aus Wirtschaft, Medizin und Naturwissenschaft haben bereits die Förderung des KAAD
genossen – so zum Beispiel der Präsident Albaniens: „Bamir Topi hat von uns
ein Stipendium für eine Forschung im Bereich Pharmakologie erhalten - und das ist
nicht unbedingt eine Voraussetzung, von der man dann erwartet, dass man Staatspräsident
wird. Aber er steht für eine Reihe - zum Beispiel die Ministerin für Frauen und Tourismus
in Ramallah oder der Oberbürgermeister von Breslau –, die eigentlich keine Parteipolitiker
sind, die aus der Wissenschaft kommen und jetzt also in komplexen politischen Prozessen
manchmal auch ein bisschen als Elite „wider Willen“ in hohe Verantwortung hineingekommen
sind. Das sind natürlich eher prägnante Beispiele, wie man durch eine Förderung multiplikatorische
Wirkung erzielen kann - auch für Deutschland! Denn das sind ja auch unsere Ansprechpartner,
die unsere Sprache sprechen und unsere Kultur verstehen.“ Die Studierenden
beschäftigen sich im Rahmen von Begleitseminaren mit politischen, sozialen und kulturellen
Fragen Europas. Übrigens ist eines der beliebtesten Seminare eine jährliche Romwallfahrt.
Hier stehen Begegnungen mit Vatikanvertretern auf dem Programm... und natürlich die
Mittwochs-Audienz beim Papst. (rv 24.04.2008 mc)