2008-04-18 16:04:48

US-Presse: Positiver Unterton


RealAudioMP3 Die US-Zeitungen berichten generell ausführlich und mit positivem Unterton von der Papstreise. Die Worte Benedikts zu den Missbrauchs-Skandalen in der US-Kirche und seine Begegnung mit einigen Opfern haben viele Emotionen aufgerührt; „USA today“ bringt das auf der Titelseite auf die Formel „Jubel unter Tränen“. Der Artikel im Innenteil führt allerdings aus, dass einige Opferverbände das Papst-Treffen mit Missbrauchs-Opfern auch als „Schlag ins Gesicht“ werten. Die Titelseite von „USA today“ rührt noch an andere, tiefliegende Gefühle: „Wo war Gott am 11. September“, also bei den Terroranschlägen des Jahres 2001, fragt eine ausführliche Reportage. Das Gebet Benedikts XVI. an „Ground Zero“ nächsten Sonntag könne „für die, die vom 11. September tief getroffen wurden, zu einem Wendepunkt im Glauben werden“, so die Überschrift des Artikels.

Die „New York Times“ meint auf Seite eins zur Papst-Begegnung mit Missbrauchten: „Das Treffen machte klar, dass von den vielen Botschaften, die Papst Benedikt XVI. hierhin in die USA bringen wollte, die zu den Missbrauchsfällen zentral ist.“ Das Blatt betont auch die positiven Reaktionen von Opferverbänden. Zur Papst-Rede an der Katholischen Universität von Washington bringt die „New York Times“ den erstaunten Kommentar eines Professors: „Er hat ja gar keine Rügen erteilt.“

„Pope of Hope“, Papst der Hoffnung – das ist die Schlagzeile der „Daily News“, die auch diesmal wieder ein ganzseitiges Papstfoto auf dem Titelblatt zeigt. Im Innenteil analysiert sie die Lage der katholischen Kirche in New York und sieht ein „erstaunlich gemischtes Bild“: Auf der einen Seite Pfarrei-Schließungen und Priestermangel, auf der anderen Seite eine „spürbare Erneuerung“. Pfarreien – so zitiert die Zeitung einen engagierten Katholiken – seien doch „keine Filialen einer Fast-Food-Kette, die man so einfach öffnen oder wieder schließen kann“. Ansonsten: Bunte Berichte zur Messe Benedikts am Donnerstag in Washington, im Stil „Papst küsst das Baby eines bekannten Baseball-Spielers“.

Die Titelseite der „New York Post“ muss sich der Papst mit einem New Yorker Obdachlosen teilen. Dieser Obdachlose hat in einem Papierkorb in der Nähe von „Ground Zero“ detaillierte Baupläne des „Freedom Tower“ gefunden, der sich hier einmal erheben soll. Pläne, so das Blatt, „die es einem Terroristen leicht machen würden, einen Anschlag auf den Turm zu planen“. Das gleiche 11.-September-Trauma wird fühlbar, wenn die Zeitung im Innenteil Fotos eines Taxis zeigt, das am Donnerstag vor der St.-Patricks-Kathedrale in Flammen aufging. Der danebenstehende Artikel spricht von Angst vor einem Attentat in den nächsten Tagen. Eine ähnliche Nervosität zeigt sich auch in vielen Fernsehberichten am Freitag Morgen über die ungewöhnlich scharfen Sicherheitsmaßnahmen in New York. Zurück zur „New York Post“, zu einem Kommentar im Innenteil: „Trotz Differenzen mit Washington über außenpolitische Themen sieht Benedikt die amerikanische Gesellschaft mit ihrer Verklammerung von Glauben und Vernunft doch als starke Antwort auf einen religiösen Extremismus, der im Namen Gottes tötet.“ Nachsatz: „Mal sehen, ob er das auch vor der UNO anspricht.“

(rv 18.04.2008 sk)







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