2008-04-18 15:36:17

Evangelischer Organist spielt bei Papst-Messe


RealAudioMP3 Papst Benedikt begegnet in New York auch Vertretern anderer christlicher Kirchen und Konfessionen. Wilfried Wassermann ist Pastor der deutschen evangelischen Gemeinde von New York und Hausherr einer schönen Kirche an der „22nd Street“ in Manhattan. Er verriet unserem Korrespondenten Stefan Kempis, dass seine evangelische Gemeinde eine direkte Beziehung zum Papstbesuch hat.
 
„Insofern, als der Ehemann unserer (katholischen) Organistin, die zuletzt in Dortmund an einer großen Kirche tätig war, die ganzen Messen des Papstes spielen wird, wenn er hier in New York auftritt.“

Klappt das ökumenische Miteinander hier in New York – und auch generell in den Vereinigten Staaten – immer so unkompliziert?

„Also, die Grenzen zwischen den Kirchen sind hier schon kleiner und geringer als in Deutschland; überhaupt sind die Konfessionsgrenzen hier auch manchmal gar nicht mehr wahrnehmbar. Ich war hier schon einmal als Mitwirkender bei einer katholischen Taufe dabei – so etwas habe ich in zwanzig Jahren Deutschland nie erlebt! In New York ist das überhaupt keine Frage.“

Das würde den Papst aber sehr bedenklich stimmen, wenn er es erführe…

„Gut – der würde sich sicher seine Gedanken dazu machen, aber ich denke, es war ja immer schon ein großer Unterschied zwischen dem, was an der Basis läuft, und dem, was weiter oben möglich ist.“

Ist man hier ökumenisch sozusagen schon weiter, oder ist das eher ein gewisses US-Feeling des „Ist ja nicht so schlimm“?

„Ich würde schon eher sagen, dass das der „american way of life“ ist: Man kennt hier keine festen Traditionen, und die Leute wechseln auch die Kirche sehr viel leichter und einfacher; sie gehen dorthin, wo es ihnen im Moment gerade gefällt, können dort aber genauso schnell auch wieder weg sein.“

War eigentlich Dietrich Bonhoeffer einer Ihrer Vorgänger? Bonhoeffer war doch in den dreißiger Jahren auch hier in New York…

„Dietrich Bonhoeffer war hier in New York, aber am „theological seminary“ der „Columbia University“. Zu unserer Gemeinde hier hat er eher weniger Kontakt gehabt; stattdessen faszinierten ihn die Gottesdienste der Schwarzafrikaner. Also ist er vermehrt dorthin gegangen und hat sich von dort inspirieren lassen.“

Der Papst besucht natürlich zunächst einmal seine eigenen Schäfchen, macht aber auch einen Höflichkeitsbesuch bei den Vertretern anderer Konfessionen. Was bringt denn die Papstreise in die USA dem Christentum an sich?

„Die Medien hier sind, was den Papstbesuch betrifft, wesentlich aktiver als in Deutschland. Die Art und Weise, wie das hier in den Medien inszeniert wird, ist einmalig: Es gibt eine „live coverage“, also eine Live-Übertragung, die ganze Zeit über. Ich denke, allein von der Anzahl der Stunden her, die hier im Fernsehen zum Papstbesuch gesendet werden, ist das ein unglaublicher „impact“, wie man hier sagt: Es hinterlässt Spuren – und führt dazu, dass wieder über das Christliche gesprochen wird. Natürlich mit allen Problemen… aber es wurde schon sehr wohlwollend bemerkt, wie stark der Papst sich hier zum Ausdruck gebracht hat, was die schwierige Situation der katholischen Kirche in den USA betrifft.“

Der Protestantismus „made in USA“ wirkt jedenfalls auf deutsche Beobachter furchtbar kompliziert: Aus katholischem Blickwinkel reicht das Spektrum vom strengen Lutheraner bis hin zu Sekten, bei denen man sich fragt, ob das überhaupt noch christlich ist. Wie sehen Sie das?

„Genauso! Das ist hier wirklich ein Kuddelmuddel… Was es hier alles gibt, das kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen. Diese Vielfalt hat andererseits aber auch wieder ihr Gutes. Denn wie hier Kirche gestaltet werden kann, wie völlig frei von irgendwelchen Traditionen oder Herkünften Möglichkeiten bestehen, das wünschte ich mir manchmal für Deutschland auch. Ein Beispiel: Wir haben hier im Gebäude untervermietet an eine junge amerikanische Gemeinde, die heißt „origins church“ (Wurzel-Kirche), arbeitet vor allem unter Studenten, Künstlern und Rechtsanwälten und begann hier letztes Jahr mit 35 Mitgliedern. Heute haben sie 250 Mitglieder! Aus dem Nichts entsteht so – eine Kirche.“

 
(rv 18.04.2008 sk)







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