2008-04-18 15:09:07

Die UNO - Ein Steckbrief von Stefan Kempis


RealAudioMP3 Der Besuch des Papstes bei der UNO ist sicher der Höhepunkt in seinem Reiseprogramm von diesem Freitag. Zur UNO in New York ein Steckbrief, von Stefan Kempis.

UNO in New York: das sind drei Gebäude, darunter ein Hochhaus, am „East River“ ganz am Rand von Manhattan. Außen eine berühmte Skulptur von einer Pistole mit verknotetem Lauf, innen alles etwas schäbig und renovierungsbedürftig: Treppenhäuser, die aussehen wie in einer Tiefgarage, Flure mit Teppichböden und Lehrtafeln wie in einer Schule. Gleich beim Reinkommen rechts hängt eine zerschlissene UNO-Flagge hinter Glas – es ist die, die in Bagdad über dem UNO-Compound hing, der vor Jahren bei einem Selbstmordattentat völlig zerstört wurde. Dahinter leuchtet ein blaues Chagall-Fenster. Von einem Flur geht man in einen kleinen Meditationsraum, eingerichtet nach den Vorgaben des frommen ersten UNO-Generalsekretärs Dag Hammerskjöd: Abstrakte Linien, gedämpftes Licht, in der Mitte ein altarähnliches Gebilde.
Zurück in der Eingangshalle hängen seltsame Seidenteppiche mit den Porträts aller UNO-Chefs – ein Geschenk der Republik Iran – und daneben ein Mosaik mit einer etwas behäbig geratenen Friedenstaube, gestiftet von Papst Johannes Paul. Man kann an Führungen durch den UNO-Komplex teilnehmen und sieht dabei bizarre Geschenke ferner Länder an die UNO. Die Besucher können in den Saal des Sicherheitsrates hineinschauen mit einem irgendwie freimaurerisch wirkenden Riesengemälde; in einigen Räumen wird ihnen beim Hinsetzen zur Vorsicht geraten, weil die Bestuhlung allmählich auseinanderfällt. Auf der Führung ist viel von den Problemen der Welt die Rede: Man sieht herumstehende, schwätzende Diplomaten, nachgebaute Straßenposten von UNO-Blauhelmen hinter Sandsäcken, Landminen in Vitrinen. Und eine Statue der heiligen Agnes aus der Kathedrale in Nagasaki, die den Abwurf der Atombombe überlebt hat – nur auf ihrem Rücken hat der Stein Spuren davongetragen.
Wenn man den Prunk und die Protzerei der New Yorker Wolkenkratzer kennt, dann wirkt das UNO-Hauptquartier befremdend. Ärmlich. Beeindruckend ist allenfalls der Saal der Generalversammlung. Mit Benedikt steht hier der dritte Papst am Pult der Völkergemeinschaft. Vielleicht weckt seine Visite auf diesem heruntergekommenen Gelände und seine Rede bei den Amerikanern neues Interesse an den Vereinten Nationen.
(rv 18.04.2008 sk)







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