Trotz Pädophilie-Skandalen
und anderen Problemen – bei den Katholiken in den USA scheint doch die Freude über
den Papstbesuch im Moment das beherrschende Gefühl zu sein. Sie wittern die Chance,
das Blatt wieder ins Positive zu wenden und neue Hoffnung zu bekommen, dem Reisemotto
entsprechend: „Christ, our Hope“. Henry Vosswinkel ist Finanzexperte in New York.
Im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan Kempis meinte der engagierte Katholik:
„Ich bin sehr froh, dass der Papst jetzt kommt. Wir hier in den USA können
ein bisschen mehr Denken ans Religiöse gut gebrauchen. Außerdem bin ich katholisch
und freue mich immer, wenn wir hier mit der katholischen Kirche etwas auf die Beine
stellen. Dass der Papst jetzt kommt und sein Interesse an der USA zeigt, das macht
mich sehr froh.“
Benedikt besucht Präsident Bush im Weißen Haus, und Bush
hat ihn sogar am Flughafen empfangen. Ist das zuviel Politik für einen religiösen
Besuch, oder geht das? „Ich finde, das geht. Es ist kein Zuviel
an Politik, dass der Papst beim Besuch in einem Land von dessen Präsidenten willkommen
geheißen wird. Ich glaube außerdem, dass der Papst und Bush persönlich viel miteinander
gemein haben, denn auch Bush ist zwar kein Katholik, aber doch religiös. Er will zeigen,
dass der Papst hier in Amerika wirklich willkommen ist.“
Der Papst trifft
in den USA eine Kirche, die durch schwere Zeiten gegangen ist – Stichwort Pädophilie-Skandale.
Wie kann er den Katholiken hier wieder Mut machen?
„Der Papst muss einfach
nur klar sagen, dass das, was da passiert ist, nicht richtig ist, sondern böse – und
dass jetzt wirklich Strenge herrschen muss, damit so etwas nie wieder passiert.“
Sie
erwarten also, dass der Papst sehr direkt spricht?
„Ja.“
Braucht
die US-Kirche das? „Ja. Ich denke, es wäre gut, weil wir Katholiken
das jetzt endlich hinter uns lassen wollen.“
Es gibt in der US-Kirche aber
auch viel Streit um Bischöfe, und dazu eine Berufungskrise, trotz der wachsenden Zahl
von Katholiken. Was kann der Papst denn da tun?
„Sie haben recht, und ich
weiß nicht, was er da tun kann. Wir bräuchten dringend mehr Priester, haben aber immer
weniger. Aber das ist ja auch in Europa und in Deutschland dasselbe: In der ganzen
westlichen Welt werden die Priester weniger und weniger. Wir haben auch tatsächlich
Probleme mit unseren Bischöfen – die stehen sich manchmal in zwei Lagern gegenüber.
Der Papst muss es irgendwie erreichen, sie wieder zusammenzubringen, damit sie mit
einer Stimme sprechen.“
Kann ein Papstbesuch nur an der Ostküste überhaupt
auf die ganzen USA ausstrahlen?
„Nein, aber ich denke, das ist ja vielleicht
nur der erste Besuch, den der Papst hier macht. Er war schon vor seiner Wahl zum Papst
viermal in den USA, glaube ich – und wenn das jetzt in den nächsten vier Tagen gut
gehen wird, dann denke ich, dass er wieder zurückkommen wird.“