2008-04-16 10:26:17

Deutschsprachige in New York sind vorbereitet


RealAudioMP3 Er ist für die deutschsprachigen Katholiken im Erzbistum New York zuständig: Peter Bleeser, Priester des Bistums Trier, jetzt wohnhaft in New Plains im Norden des Big Apple. Stefan Kempis fragte Bleeser, ob die US-Kirche vorbereitet ist auf den Besuch Benedikts.

„Das hoffe ich sehr! Sie freut sich auf den Papst. Die US-Kirche ist ja nach meiner Einschätzung nicht so kritisch wie zum Beispiel die deutsche Kirche.“

Man hört hier aber doch auch sehr viele kritische Stimmen von US-Katholiken, die sich noch an den „bösen“ Kardinal Ratzinger an der Spitze der Glaubenskongregation erinnern und jetzt nicht ganz an die Wende zum „guten“ Benedetto glauben wollen.

„Na ja, aber er hat seine Rolle als Chef der Glaubenskongregation ja verlassen und eine neue Rolle übernommen, die er auch sehr gut ausfüllt. Ich weiß zwar, dass er sehr konservativ ist – aber was mir sehr gut gefällt an ihm, ist, dass er sagt: Seid doch froh, dass ihr Christen seid! Seid doch froh, dass ihr Katholiken seid! Das ist eine sehr positive Aussage, weil es früher immer hieß, Katholisch-sein bedeute, tausend Regeln zu beachten. Und der Papst sagt: Nein, es ist doch eine Freude, Christ zu sein. Mich freut es, dass er das sagt.“

Wie werden viele US-Katholiken diese frohe Botschaft aufnehmen angesichts der zurückliegenden Pädophilie-Skandale, die ja mehrere Bistümer hier in den Bankrott getrieben haben? Ist die Vertrauenskrise nicht noch so tiefgehend, dass ein paar Tage Papstbesuch an der Ostküste daran kaum etwas ändern können?

„Ich hoffe sehr, dass der Papst diese Vertrauenskrise wenigstens ein bisschen entspannen kann. Das Thema, um das es da geht, ist sehr schlimm – da darf man nichts vertuschen. Ich glaube, der Papst sagt ganz klar: Das muss geregelt werden, das darf nicht verschwiegen werden, und ich bin für klare Strafen für die, die das begangen haben.“

Der Papst trifft sich in der Katholischen Universität von Washington auch mit Professoren, und da sind viele kritische Geister darunter. Was sollte der Papst ihnen sagen?

„Er sollte ihnen sagen, dass die Kirche ein Grundvertrauen hat in die Menschen und nicht alles nur von oben und nur skeptisch sieht, sondern Vertrauen hat in ihre Fähigkeiten. Ich habe gerade am Sonntag ein junges Mädchen getauft, das auch in 14 Tagen zur Erstkommunion geht – und dessen Mutter Muslimin ist. Die hat mir gesagt: Das Wichtigste für mein Kind ist, dass es ein guter Mensch wird. Und das sollte auch der Papst sagen – über drei Weltreligionen und über alles hinweg: Das Wichtigste ist, dass wir gütige, friedfertige Menschen sind, die sich nicht verbieten lassen, auf andere zuzugehen.“

Es gibt auch eine Berufungskrise in den USA. Papst Benedikt plant ein Jugendtreffen, und da wird er doch sicher etwas dazu sagen. Was könnte das denn sein?

„Das weiß ich natürlich nicht! Aber ich bin ganz stolz darauf, dass es mir gelungen ist, unsere 18 Firmlinge dieses Jahres zu diesem Jugendtreffen zuzulassen. Wir haben alle Eintrittskarten bekommen.“

Seit wann sind Sie Pfarrer der deutschen Gemeinde in New York?

„Die deutsche Gemeinde in New York, die hat es nicht gegeben. Ich bin vor dreieinhalb Jahren von der Deutschen Bischofskonferenz hierhin geschickt worden, um in New York eine deutsche Gemeinde aufzubauen.“

Wie kann es denn angesichts der langen deutschen Tradition in New York sein, dass es hier keine deutsche Pfarrei gegeben hat?

„Naja – es gibt eine Kirche in Yorkville, das ist die St. Josephs Church, wo der Papst auch hingehen wird, um ein ökumenisches Treffen abzuhalten. Dort gibt es allerdings nur noch eine verschwindende Zahl von deutschen Gläubigen. Die älteste „Lady“, die das dort macht, hat vielleicht noch drei oder vier Leute, die mit ihr am ersten Sonntag im Monat den deutschen Gottesdienst feiern.“

Wenn man mit Katholiken in New York spricht, dann sind die entweder Iren oder Italiener oder Südamerikaner. Wo sind denn die Deutschen hin? Die sind doch schon sehr lange hier in New York…

„Die Deutschen haben sich einfach sehr schnell integriert – anders als etwa die Türken in Berlin. Berlin ist ja die größte Stadt außerhalb der Türkei, in der Türken leben. Die Deutschen integrieren sich sehr schnell. Hinzu kommt – das weiß ich nach Diskussionen mit dem Chef des Goethe-Instituts -, dass sich die Deutschen nach den zwei Weltkriegen richtiggehend versteckt haben und nicht mehr als Deutsche wahrgenommen werden wollten… Das ist ein wichtiger Grund. Und ansonsten sind die Deutschen eben sehr viel schneller integriert als die anderen. Es gibt viele Koreaner hier, sehr viele Spanier. Durch die Hispanos ist ja zum Beispiel jeder Zweite auf dem Gebiet der Erzdiözese New York ein Katholik – jeder Zweite!“

Der Papst trifft Präsident Bush, aber keine Kandidaten im Rennen um die Präsidentschaft. Ist das trotzdem ein ungünstiger Moment für eine Papstreise, jetzt im Wahljahr?

„Es wäre schlimmer, wenn der Papst in der dritten Jahreshälfte kommen würde – das ist die heiße Phase der Wahlen. Aber jetzt geht das noch, und der Papst hat sich ja ausdrücklich dafür entschieden, keine Kandidaten, die zur Wahl stehen, zu treffen. Er will sich da strikt nicht einmischen… was ich sehr korrekt finde.“

 
(rv 16.04.2008 sk)







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