Am Sonntag ist in
Augsburg mit einem Pontifikalamt mit Bischof Walter Mixa der dritte Kongress „Treffpunkt
Weltkirche“ zu Ende gegangen. Hinter der Initiative steht das katholische Hilfswerk
„Kirche in Not“ gegründet von dem berühmten Speckpater Werenfried van Straaten OPraem.
Ein Abschlussbericht von Pater Max Cappabianca OP:
Gospel und Soul – ja auch
das gab es hier beim Kongress: Die Jazzsängerin Jennifer James war eigens aus New
York gekommen, um bei der öffentlichen Glaubenbekundung „Spirit 2008“ ihr Christsein
zu bezeugen. Über 2000 Menschen hatten am Wochenende den Weg nach Augsburg gefunden,
um über die Sorgen und Nöte der Kirche in der ganzen Welt, aber auch in Europa zu
sprechen. Der Rektor der Päpstlichen Hochschule der Zisterzienser in Heiligenkreuz
im Wienerwald, Pater Karl Wallner, brachte die Stimmung der Menschen auf den Punkt:
„Wir haben heute eine Art Gnadenfatalismus: ‚Da hilft nur noch beten’.
Also ich steh jeden Tag um 5.15 Uhr beim Chorgebet und bete drei Stunden am Tag. Aber
nur beten? Wir müssen auch etwas tun! Wir haben heute eine Kirche der Konjunktive
und der Optative ‚Man müsste, man sollte, der Papst sollte, die Bischöfe sollte, der
Pfarrer sollte – nein: Du sollst was tun!“
Die Kirche – ist sie in ihrer
missionarischen Spannkraft erlahmt? Pater Wallner :
„Wir haben heute -
lange nach dem Untergang der Sowjetunion 1989 – immer noch die sowjetunionisierte
Kirche. Sowjet heißt ja Rat, Gremium. Wir sind die sitzende Kirche geworden, wir sitzen
in Gremien und einmal wird uns der liebe Gott – vor allem die Pfarrer – fragen – hast
Du an vielen Sitzungen teilgenommen? Ich werde beim Jüngsten Gericht antworten können:
Ja ich habe teilgenommen, aber es hat mir keine Lust bereitet! Am Anfang hat man das
Christentum ‚den Weg’ genannt, und nicht ‚das Sitzen’. Und am Schluss heißt es ,Ite
Missa est’. Da heißt angeblich ,Geht’s endlich, da habt’s ihr euren Frieden’ – Furchtbare
Übersetzung. Das heißt im Lateinischen: Geht! Ihr habt eine Sendung!“
Die
Teilnehmer des Kongresses sind diesem Impuls gefolgt und haben sich auf den zahlreichen
Foren kundig gemacht über die Situation der Christen in der ganzen Welt. Schwerpunktländer
in diesem Jahr: China, Kuba, die Türkei und die Christen im Nahen Osten. Aber: Kirche
ist nicht nur in fernen Ländern in der Not, sagt die Vorsitzende von Kirche in Not
in Deutschland, Antonia Willemsen: „Was mir aufgefallen ist, ist
die Sorge, die herrscht über Europa, über die Familie und über das Leben. Bei allen
hier spielt diese Sorge eine große Rolle. Darüber wurde sehr viel gesprochen und auch,
was man vielleicht dagegen tun kann. Die Leute sehen nicht nur die Kirche und Gesellschaft
in anderen Teilen der Welt in Not, sondern auch hier.“
Breiten
Raum nahm das Problemfeld „Islam und Christentum“ ein. Willemsen dazu: „Das
erste Ergebnis ist eigentlich, dass man vielleicht weniger über das Problem „Islam“
sprechen sollte, sondern über das Problem Christentum, wenn wir unsern Glauben hinaustragen
würden, dann würden wir den Respekt der Muslime gewinnen. Wir werden heute gesehen
als eine Art Heiden oder Leute, die nicht konsequent ihren Glauben leben. Also kommen
wir auch hier wieder zurück auf die Erosion der Werte.“
Was beeindruckt
die Teilnehmer? Was nehmen sie mit nach Hause? Eine Umfrage: „Weltkirche! Die
universale Kirche; man fühlt sich dann nicht so allein. Es ist schön und man nimmt
wieder Kraft mit zum Zeugnisgeben“ – „Heute war es sehr gut, wo es um die Kultur des
Lebens ging, da gab es sehr gute Impulse, Argumente… Was der Bischof Mixa gesagt hat,
das hat mich sehr angesprochen.“ – „Wir sind ja überall Alleinstreiter, unsere Gesellschaft
ist ja so säkularisiert. Und hier erlebt man geballte Kraft, hier sieht man die Weltkugel
und man weiß: Man gehört dazu!“ – „Die lateinische Messe in Sankt Ulrich und Afra
war sehr voll und war sehr gut zelebriert. Einfach ein hervorragendes Gesamterlebnis.“
– „Ich fand es sehr schön. Ich nehme mit, dass ich wieder die Möglichkeit hatte, mit
gleichgesinnten Menschen zusammenzukommen, vor allem so vielen Jugendlichen und jungen
Familien und die noch Freude am Glauben haben und das in die Welt tragen möchten.“
Der
Kongress versteht sich also auch als Ermutigung auf dem Weg des Glaubens. An den Anfängen
des Hilfswerks steht der Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten. Nach dem Krieg
sorgte er im Geist christlicher Versöhnung dafür, dass ehemalige Feinde aneinander
Nächstenliebe übten. 60 Jahre ist das genau her – und das würdigte auch der Apostolische
Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, in seiner Laudatio auf das
Hilfswerk. Sogar von einer möglichen Seligsprechung des 2003 verstorbenen „Speckpaters“
sprach er. Ist da was am Laufen? Das habe ich Antonia Willemsen, seine Nichte, gefragt:
„Nein,
nicht das ich wüsste. Périsset hat mir aber gesagt, dass das von dem Orden ausgehen
muss. Pater Werenfried war allerdings ein schwieriger Mensch, wie wohl viele Heilige.
Und er konnte auch sehr hart sein. Ein Beispiel: Einmal dachte er, er würde bald sterben.
Und da hat er eine ganze Reihe von Leuten angerufen und sie um Verzeihung gebeten.
Er ist dann doch nicht gestorben… Er wusste also auch selber um seine Schwächen…Das
war vielleicht auch seine Größe.“