2008-04-13 16:32:37

D: Gospel,Soul und Weltkirche live


RealAudioMP3 Am Sonntag ist in Augsburg mit einem Pontifikalamt mit Bischof Walter Mixa der dritte Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ zu Ende gegangen. Hinter der Initiative steht das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ gegründet von dem berühmten Speckpater Werenfried van Straaten OPraem. Ein Abschlussbericht von Pater Max Cappabianca OP:

Gospel und Soul – ja auch das gab es hier beim Kongress: Die Jazzsängerin Jennifer James war eigens aus New York gekommen, um bei der öffentlichen Glaubenbekundung „Spirit 2008“ ihr Christsein zu bezeugen. Über 2000 Menschen hatten am Wochenende den Weg nach Augsburg gefunden, um über die Sorgen und Nöte der Kirche in der ganzen Welt, aber auch in Europa zu sprechen. Der Rektor der Päpstlichen Hochschule der Zisterzienser in Heiligenkreuz im Wienerwald, Pater Karl Wallner, brachte die Stimmung der Menschen auf den Punkt:

„Wir haben heute eine Art Gnadenfatalismus: ‚Da hilft nur noch beten’. Also ich steh jeden Tag um 5.15 Uhr beim Chorgebet und bete drei Stunden am Tag. Aber nur beten? Wir müssen auch etwas tun! Wir haben heute eine Kirche der Konjunktive und der Optative ‚Man müsste, man sollte, der Papst sollte, die Bischöfe sollte, der Pfarrer sollte – nein: Du sollst was tun!“

Die Kirche – ist sie in ihrer missionarischen Spannkraft erlahmt? Pater Wallner :

„Wir haben heute - lange nach dem Untergang der Sowjetunion 1989 – immer noch die sowjetunionisierte Kirche. Sowjet heißt ja Rat, Gremium. Wir sind die sitzende Kirche geworden, wir sitzen in Gremien und einmal wird uns der liebe Gott – vor allem die Pfarrer – fragen – hast Du an vielen Sitzungen teilgenommen? Ich werde beim Jüngsten Gericht antworten können: Ja ich habe teilgenommen, aber es hat mir keine Lust bereitet! Am Anfang hat man das Christentum ‚den Weg’ genannt, und nicht ‚das Sitzen’. Und am Schluss heißt es ,Ite Missa est’. Da heißt angeblich ,Geht’s endlich, da habt’s ihr euren Frieden’ – Furchtbare Übersetzung. Das heißt im Lateinischen: Geht! Ihr habt eine Sendung!“

Die Teilnehmer des Kongresses sind diesem Impuls gefolgt und haben sich auf den zahlreichen Foren kundig gemacht über die Situation der Christen in der ganzen Welt. Schwerpunktländer in diesem Jahr: China, Kuba, die Türkei und die Christen im Nahen Osten. Aber: Kirche ist nicht nur in fernen Ländern in der Not, sagt die Vorsitzende von Kirche in Not in Deutschland, Antonia Willemsen:
 
„Was mir aufgefallen ist, ist die Sorge, die herrscht über Europa, über die Familie und über das Leben. Bei allen hier spielt diese Sorge eine große Rolle. Darüber wurde sehr viel gesprochen und auch, was man vielleicht dagegen tun kann. Die Leute sehen nicht nur die Kirche und Gesellschaft in anderen Teilen der Welt in Not, sondern auch hier.“

 
Breiten Raum nahm das Problemfeld „Islam und Christentum“ ein. Willemsen dazu:
 
„Das erste Ergebnis ist eigentlich, dass man vielleicht weniger über das Problem „Islam“ sprechen sollte, sondern über das Problem Christentum, wenn wir unsern Glauben hinaustragen würden, dann würden wir den Respekt der Muslime gewinnen. Wir werden heute gesehen als eine Art Heiden oder Leute, die nicht konsequent ihren Glauben leben. Also kommen wir auch hier wieder zurück auf die Erosion der Werte.“

Was beeindruckt die Teilnehmer? Was nehmen sie mit nach Hause? Eine Umfrage:
„Weltkirche! Die universale Kirche; man fühlt sich dann nicht so allein. Es ist schön und man nimmt wieder Kraft mit zum Zeugnisgeben“ – „Heute war es sehr gut, wo es um die Kultur des Lebens ging, da gab es sehr gute Impulse, Argumente… Was der Bischof Mixa gesagt hat, das hat mich sehr angesprochen.“ – „Wir sind ja überall Alleinstreiter, unsere Gesellschaft ist ja so säkularisiert. Und hier erlebt man geballte Kraft, hier sieht man die Weltkugel und man weiß: Man gehört dazu!“ – „Die lateinische Messe in Sankt Ulrich und Afra war sehr voll und war sehr gut zelebriert. Einfach ein hervorragendes Gesamterlebnis.“ – „Ich fand es sehr schön. Ich nehme mit, dass ich wieder die Möglichkeit hatte, mit gleichgesinnten Menschen zusammenzukommen, vor allem so vielen Jugendlichen und jungen Familien und die noch Freude am Glauben haben und das in die Welt tragen möchten.“

Der Kongress versteht sich also auch als Ermutigung auf dem Weg des Glaubens. An den Anfängen des Hilfswerks steht der Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten. Nach dem Krieg sorgte er im Geist christlicher Versöhnung dafür, dass ehemalige Feinde aneinander Nächstenliebe übten. 60 Jahre ist das genau her – und das würdigte auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, in seiner Laudatio auf das Hilfswerk.
Sogar von einer möglichen Seligsprechung des 2003 verstorbenen „Speckpaters“ sprach er. Ist da was am Laufen? Das habe ich Antonia Willemsen, seine Nichte, gefragt:

„Nein, nicht das ich wüsste. Périsset hat mir aber gesagt, dass das von dem Orden ausgehen muss. Pater Werenfried war allerdings ein schwieriger Mensch, wie wohl viele Heilige. Und er konnte auch sehr hart sein. Ein Beispiel: Einmal dachte er, er würde bald sterben. Und da hat er eine ganze Reihe von Leuten angerufen und sie um Verzeihung gebeten. Er ist dann doch nicht gestorben… Er wusste also auch selber um seine Schwächen…Das war vielleicht auch seine Größe.“

 
(rv 13.04.2008 mc)








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