Die katholische Kirche
warnt vor einer falschen Weichenstellung in der Stammzellenforschung. Der Vorsitzender
der Deutschen Bischofskonferenz rief die Bundestagsabgeordeten dazu auf, bei der Debatte
und Entscheidung über eine Änderung des Stammzellgesetzes „einem grundlegenden Prinzip
der Ethik zu folgen“: „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, heißt es in einer Erklärung
des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch von diesem Donnerstag.
Der Bundestag
wird am Freitag über vier fraktionsübergreifend erstellte Anträge zur Stammzellenforschung
entscheiden. Gefordert wird entweder ein völliger Verzicht auf die Stichtagsregelung,
eine einmalige Aktualisierung, die Bewahrung der bisherigen Rechtslage oder ein völliges
Verbot der Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen.
Gegenüber dem
Kölner Domradio sagte Zollitsch: „Das Leben ist nicht verfügbar, auch nicht
die Embryonen, auch nicht embryonale Stammzellen. Ich hoffe, dass diese Entscheidung
mit dieser großen Klarheit und auf dem Hintergrund der großen Verantwortung dann auch
so fällt, denn es würde weiter die Tür öffnen, obwohl ja in Deutschland die Herstellung
von embryonalen Stammzellen durch Tötung von Embryonen verboten ist. Und es ist dann
schon eine große Frage, ob man dann die Forschung an solchen Stammzelllinien aus dem
Ausland erlauben darf. Ich sehe schon darin einen Widerspruch. Schon als das letzte
Mal ein Datum eingeführt wurde, war das ein Sündenfall.“
Derzeit dürfen
Forscher in Deutschland nur Stammzellen verwenden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland
gewonnen wurden. Diese älteren Zellen lassen jedoch nach Ansicht der Forscher qualitativ
keine Spitzenforschung mehr zu. Doch Forschungsfreiheit könne nicht gegen den fundamentalen
Lebensschutz abgewogen werden, betont die Bischofskonferenz.
Der langjährige
Vorsitzende Kardinal Karl Lehmann befürchtet eine weitere Aufweichung des Verbots.
Die Kirche werde ihre Position nicht ändern, so Lehmann im Domradio: „Ich wünsche
mir natürlich, dass keine Stichtagsverlagerung stattfindet, weil ich auch nicht glaube,
dass diese einmalig sein kann. Wir hoffen sehr, geben den Streit aber auch nicht auf,
wenn die Abstimmung anders ausgeht.“