Vatikan: Papst sieht auch heute Gefahren für glaubwürdige Christen
Papst Benedikt XVI.
hat die Märtyrer des 20. Jahrhunderts als herausragende Zeugen des Glaubens und der
Liebe gewürdigt. Bei einem Wortgottesdienst in der römischen Gedenkstätte San Bartolomeo
erinnerte er am Montagabend an „unzählige Männer und Frauen, bekannte und unbekannte“,
die „ihr Blut für den Herrn vergossen“ haben.
Auch das 21. Jahrhundert stehe
unter dem Zeichen des Martyriums, so Benedikt XVI. Wer christliche Grundeigenschaften
wie brüderliches Miteinander, Liebe und Glaube und den Einsatz für die Bedürftigsten
und Ärmsten glaubwürdig lebe, könne auch heute Opfer von Gewalt werden. Diese Menschen
seien nur scheinbar die Verlierer der Geschichte. Der Sinn des Martyriums erkläre
sich vor dem Hintergrund der Auferstehung Christi. In Niederlage und Demütigung „liegt
eine Kraft, die die Welt nicht kennt: die Kraft der Liebe, die den Tod herausfordert
und besiegt“. Die frühchristliche Basilika auf der Tiberinsel wurde im Jahr 2002
von Papst Johannes Paul II. den „Neuen Märtyrern“ geweiht. Ihr Hauptaltar birgt die
sterblichen Überreste des Apostels Bartholomäus, der als Märtyrer um das Jahr 50 in
Armenien starb. In sechs Seitenkapellen sind Reliquien und Erinnerungsstücke der Märtyrer
des vergangen Jahrhunderts ausgestellt. Papst Benedikt unternahm - wie er sagte -
„eine Pilgerreise“ zu den Altären für die Glaubenszeugen aus Afrika, Lateinamerika,
Asien und dem Nahen Osten, den Märtyrern des Kommunismus, des Nationalsozialismus
und denen, die vor allem in Spanien und Mexiko aus Hass gegen den Glauben getötet
wurden. Vor jeder Kapelle hielt er kurz inne und entzündete eine Kerze. Unter den
Erinnerungsstücken ist ein Messbuch von Oscar Arnulfo Romero - der Erzbischof von
San Salvador wurde 1980 während der Messfeier erschossen, ein Brief des seliggesprochenen
österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter an seine Familie - geschrieben
in der Haft wenige Tage vor seiner Ermordung, eine Reliquie des seligen Kardinals
August Graf von Galen und Zeugnisse weiterer katholischer, evangelischer wie orthodoxer
Christen. „Viele kamen zu Tode, während sie den missionarischen Auftrag der Kirche
erfüllten.“ Ihr Blut mische sich mit dem der ersten Christen, sagte Papst Benedikt.
„Andere wurden, oft in Minderheitssituationen, im Hass gegen den Glauben getötet.
Nicht wenige haben sich geopfert, um die Bedürftigen, Armen und ihnen anvertrauten
Gläubigen nicht zu verlassen - ohne Furcht vor Drohungen und Gefahren.“ 500 Menschen
fasst die kleine barockisierte Basilika. An die zehntausend Gläubigen verfolgten den
Wortgottesdienst rund um die Tiberinsel über Großleinwände. Ein Anlass für den Besuch
war das 40-jährige Bestehen von Sant’Egidio. Seit 1993 ist San Bartolomeo Sant'Egidio
anvertraut. Menschen in den rund 70 Ländern, in denen die in Rom entstandene Basisgemeinschaft
heute präsent ist, waren auf allen Kontinenten dazugeschaltet. Papst Benedikt grüßte
nach dem Gottesdienst die Freunde von Sant’Egidio und vor allem die Patienten und
das Personal des auf der Tiberinsel ansässigen katholischen Krankenhauses Fatebenefratelli. Der
Gemeinschaft Sant’Egidio dankte das Kirchenoberhaupt für den Einsatz zugunsten der
Armen und Ausgegrenzten und das Engagement in der Friedensarbeit. „Das Beispiel der
Märtyrer soll weiterhin eure Schritte leiten, damit ihr wahre Freunde Gottes und glaubwürdige
Freunde der Menschheit seid. Fürchtet weder Schwierigkeiten noch Leid, das dieser
missionarische Dienst mit sich bringt. Sie gehören zur ,Logik’ des mutigen Zeugnisses
für die christliche Liebe.“ (rv 08.04.2008 bp)