2008-04-07 13:26:18

Irak: Erzbischof gegen Emigration


RealAudioMP3 Immer mehr Christen sehen keine Zukunft mehr im Irak und wollen das Land verlassen. Die Ermordung des chaldäischen Erzbischofs von Mossul, Paulos Faradj Rahho, und zuletzt die Erschießung des syrisch-orthodoxen Geistlichen Youssed Adel am Samstag in Bagdad haben diese negative Zukunftsperspektive noch verschärft, beklagt der lateinische Erzbischof von Bagdad, Jean-Benjamin Sleiman im Gespräch mit Radio Vatikan. Eine Evakuierung der Christen lehnt Sleiman allerdings ab:

„Mit Sicherheit ist es nicht förderlich, die Emigration der Christen aus dem Land zu fördern. Das beste wäre, dem Irak zu helfen, den Frieden wiederzufinden und wieder zu einem Rechtsstaat zu werden. Denn wenn es hier keine Rechtsstaat gibt, werden alle bedroht, und ganz besonders die Minderheiten.“

Immer wieder hatte sich auch Papst Benedikt XVI. zugunsten der irakischen Christen zu Wort gemeldet, zuletzt am Sonntag aus Anlass der Beerdigung des ermordeten syrischen Geistlichen. Dazu der Erzbischof:

„Mich macht traurig, dass keiner auf den Papst hört. Es gibt Menschen, die mit allen Mitteln versuchen, die Stimme des Papstes zu verschweigen oder zu banalisieren. Sie lehnen diese Stimme der Weisheit und der Liebe ab, die sich an alle richtet, nicht nur an die Christen.“

Wie noch christliche Werte leben in einem solchen Kontext? Sleiman antwortet auf diese Frage so:

„Wir können das nicht. Aber es ist der Herr in uns, dem dies gelingt. Ohne die Gnade könnten wir nichts tun. Im Irak ist die Situation sehr gefährlich: Es gibt viel Gewalt, und diese Gewalt, unter der die Christen zu leiden haben, wird wirklich zu einem Gebet, zu einer Fürsprache.“

 
Der Präsident von Pax Christi Frankreich, Bischof Marc Stenger, forderte derweil eine internationale Untersuchungskommission zur Aufklärung der Morde an Christen. Es sei an der Zeit, ein solche Kommission zu gründen, die die Hintermänner und Auftraggeber für die Morde ausfindig macht, um die verbliebenen Christen effektiver zu schützen.
Im Vatikan wird am kommenden Freitag an den ermordeten Erzbischof Rahho erinnert. Der Präfekt der Vatikan-Kongregation für die Ostkirchen, Kardinal Leonardo Sandri, wird im Petersdom eine Messe zum Monatsgedächtnis Rahhos feiern. Dabei soll nach Vatikan-Angaben „für alle Opfer des Irak-Kriegs“ gebetet werden – und für die Christen in Irak und im Heiligen Land, die „ihren Glauben unter Extrembedingungen leben“.

(rv 07.04.2008 mc)








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